Obdachlose in Berlin: Kältehilfe hat ihren Wohnraum aufgestockt
Die Kältehilfe stellt nun 1100 Übernachtungsplätze für Obdachlose zur Verfügung. Sozialsenatorin Breitenbach spricht von einer "Übererfüllung" des Koalitionsziels.
Gute Nachrichten von der Berliner Kältehilfe: Pünktlich zum Wintereinbruch stehen in der aktuellen Saison 1100 Übernachtungsplätze für Obdachlose bereit, teilte Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) laut einer Meldung des Evangelischen Pressedienstes (epd) mit. Zusätzliche 100 Plätze wurden im Hangar 4 des ehemaligen Flughafens Tempelhof eingerichtet, weitere 37 Plätze in einer ehemaligen Flüchtlingsunterkunft in der Rathenower Straße in Mitte.
"So sind wir gut vorbereitet auf noch kältere Tage und können Obdachlosen, die es wünschen, wenigstens ein Dach über dem Kopf anbieten", sagte Breitenbach und dankte den daran beteiligten Bezirken. Mit der Aufstockung sei das in der Koalitionsvereinbarung festgehaltene Ziel von 1000 Kältehilfeplätzen übererfüllt worden, sagte Breitenbach.
Obdachlosenzahlen schwer erfassbar
Genau 30 718 Personen waren von den Bezirken Ende 2016 in Wohnungen oder entsprechenden Unterkünften untergebracht worden. Ende 2014 waren es nur 9615 Personen. Laut Sozialverwaltung hat sich die Zahl der registrierten Wohnungslosen in Berlin in den vergangenen drei Jahren damit mehr als verdreifacht. Diese Zahlen gehen aus einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus hervor.
Über die Gesamtzahl der Obdach- und Wohnungslosen in Berlin gibt es nur Schätzungen. Nur diejenigen Personen, die den Behörden bekannt sind, können statistisch erfasst werden, so die Begründung der Sozialverwaltung. Aus organisatorischen, melderechtlichen und datenschutzrechtlichen Gründen sei es nicht möglich, die Menschen zu erfassen, die auf der Straße leben oder bei Familie und Bekannten eine temporäre Unterbringung gefunden haben. Schätzungen von Hilfsorganisationen belaufen sich auf mehr als 6000 Obdachlose in der Stadt.
Vor allem der Zuzug von Flüchtlingen sei Grund für den enormen Anstieg der untergebrachten Obdachlosen gewesen, teilte die Sozialverwaltung mit. Fast zwei Drittel (64 Prozent) der mit Hilfe der Bezirksämter untergebrachten Menschen stammten weder aus Deutschland noch aus einem anderen EU-Land, knapp ein Drittel (29 Prozent) hatte einen deutschen Pass.
Kritik aus der Opposition
Kritische Stimmen gegenüber den Äußerungen von Sozialsenatorin Breitenbach kommen aus der CDU-Fraktion. Deren sozialpolitischer Sprecher, Maik Penn, erklärte am Sonntag: "Am 1. November begann die neue Kältehilfesaison, und die vollmundig angekündigten 1000 Plätze standen nicht zur Verfügung. Viel Geld wird mit dem neuen Doppelhaushalt ins System gepumpt, jedoch sollten niedrigschwellige Angebote nicht weiter ausgebaut, sondern die Menschen in die Regelsysteme zurückgeführt werden." Dafür sei unter anderem die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum erforderlich.
Penn kritisierte ferner, dass die Sozialverwaltung auf den Hangar am ehemaligen Flughafen Tempelhof zurückgriff: "Aus der Opposition heraus bezeichnete Elke Breitenbach die dortige Unterbringung von Flüchtlingen als menschenunwürdig. Nun sind die Plätze für Obdachlose gerade gut genug." Nach über einem Jahr Amtszeit wirke ihre Arbeit "reichlich konzeptlos".
Die Linken-Politikerin kündigte an, alle Notunterkünfte für Flüchtlinge schnellstmöglich aufzulösen, nannte gegenüber epd aber noch keinen genauen Termin. Derzeit leben noch mehr als 4200 Geflüchtete in Notunterkünften, so Breitenbach.
Das Kältehilfetelefon ist täglich von 19 bis 23 Uhr unter der Telefonnummer 030/810560425 zu erreichen.
Der Wärmebus ist vom 1. November bis zum 31. März täglich von 18 bis 24 Uhr unterwegs: 0170-910 00 42
Der Kältebus ist vom 1. November bis 31. März täglich von 19 bis 3 Uhr unterwegs: 0178-523 58 38