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Traditionelles Hoffest am Roten Rathaus: Kalte Getränke, Theater und ein Scherbengericht

Zum traditionellen Hoffest des Regierenden Bürgermeisters strömten nicht nur die geladenen Gäste - auch Protestler versammelten sich vor dem Rathaus. Sie demonstrierten gegen die Flugrouten des BER. Ihr Lärm war bis in den Innenhof zuhören - der Regierende nahms gelassen.

Als drinnen die ersten kalten Getränke gereicht wurden, ging es außen schon hoch her. Gegen 18 Uhr strömten die rund 3500 Gäste immer zahlreicher ins Rote Rathaus zum 13. Hoffest des Regierenden Bürgermeisters, vor der Tür aber formierte sich der Protest. Nicht, dass die Demonstranten etwas gegen die traditionelle Feier gehabt hätten. „Wir wollen das Hoffest nicht zerstören“, hatte Manfred Kurz von der Bürgerinitiative Friedrichshagen vorsorglich erklärt. „Aber was hier mit dem Flughafen passiert, ist einfach ein extremer Nachteil für die ganze Region.“

Es blieb friedlich, das war nicht anders zu erwarten, aber es wurde laut, selbst in den Innenhöfen war der Protest noch zu hören. Obwohl es dann doch nicht die erwarteten 700 Teilnehmer wurden, sondern weit weniger, die für eine Menschenkette ums Rathaus nicht ganz reichten. Ausgestattet waren sie mit starken Parolen wie „Wowereit, wo steckst du?“ oder „Klaus muss raus“.

Es gab auch ein „Scherbengericht“, sehr frei nach der altgriechischen Sitte, bei dem Tontopf-Bruchstücke mit den Namen je eines Schuldigen und den jeweiligen Wünschen der Demonstranten beschriftet wurden. Geschimpft wurde kräftig: „Wowereit ist nicht in der Lage, menschenfreundliche Politik zu machen“, beklagte Demo-Organisator Klaus Diercke (48), und die 64-jährige Christine Radke aus Lichtenrade sah im BER sogar eine „Schande für Berlin“.

Klaus Wowereit gab sich angesichts der Geräuschkulisse gelassen: „Begleitmusik ist hier auch schon Tradition“, sagte er in seiner Begrüßung. Aber die Politik müsse die gesamten gesellschaftlichen Interessen im Auge haben. Ganz sicher sei, dass sich die Stadt verändere. Und mit Blick auf die überraschenden Zensus-Ergebnisse sagte er: „Weniger Bevölkerung bedeutet nicht, dass es weniger Probleme in der Stadt gibt. Es wird munter weitergehen.“

Allerlei bedeutende Leute waren zu sehen. Speziell begrüßte Wowereit Torsten Albig, den Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein. Auch ZDF-Intendant Thomas Bellut war gekommen, ebenso Filmproduzent Artur Brauner, der Sänger Bernhard Brink und die Mannschaften der Berliner Eisbären und der Berlin Volleys. Sogar der neue BSR-Roboter zog seine Runden.

„Berlin – Stadt der Chancen“, das Motto des Abends sagte eigentlich genau das, was seit Jahren von Berlin behauptet wird. Insgesamt 98 Berliner Unternehmen präsentierten sich an Informationsständen, auf drei Bühnen war durch mehrere Theater- und Musikgruppen die Unterhaltung gesichert, etwa durch die Jazzcombo der Deutschen Oper.

Organisiert wurde das Fest von der Senatskanzlei und den Berlin Partnern – und finanziert durch über 90 Sponsoren, nicht mehr durch öffentliche Mittel wie früher. 

Björn Seeling, Werner van Bebber

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