"Pro Deutschland"-Demo am Sonntag: Kaffeefahrt zum politischen Gegner
Am Sonntag waren wieder 1800 Polizisten im Einsatz – zum Schutz von 40 Rechtspopulisten, die ihre "Pro Deutschland"-Demo fortsetzten. Bei 35 Grad blieb die Lage aber ruhig.
Am Sonntag dasselbe Spiel noch mal: Drei Dutzend Rechtspopulisten hielten mit einer von Kundgebungen unterbrochenen Busfahrt 1800 Polizisten auf Trab – bei Temperaturen von mehr als 35 Grad. Hunderte Demonstranten hielten dagegen. Es gab keine Ausschreitungen.
Am Morgen hatten die Anhänger der islamfeindlichen Splitterpartei „Pro Deutschland“ vor dem Rathaus Kreuzberg in der Yorckstraße demonstriert, dann fuhren die 40 Männer und Frauen zur Zentrale der Gewerkschaft Verdi südlich vom Ostbahnhof. Gegenüber befindet sich seit mehr als 20 Jahren das unter Linken europaweit bekannte Hausprojekt „Köpi“, ursprünglich war das Gebäude besetzt worden, seit Jahren haben die Bewohner aber Mietverträge.
Bildergalerie: Pro-Deutschland-Demos vor Moscheen in Berlin
Die von Polizei-Hundertschaften eskortieren Busse mit den Pro-Deutschland-Sympathisanten stoppten vor allem vor vermeintlichen Treffpunkten der autonomen Szene. Am frühen Nachmittag liefen sie in der Nähe der Revaler Straße und der Liebigstraße in Friedrichshain auf. In der Liebigstraße befindet sich ebenfalls ein ehemals besetztes Haus.
Vor der „Köpi“ kamen fast 300 Linke zusammen – mit lauter Musik, roten Fahnen und entsprechenden Sprechchören. Wie schon am Sonnabend, als die Rechtspopulisten vor drei Moscheen die umstrittenen Mohammed-Karikaturen zeigten, waren auch am Sonntag Vize-Polizeipräsidentin Margarete Koppers und Innensenator Frank Henkel (CDU) am Ort.
Das Ganze blieb zwar weitgehend friedlich. Als Demonstranten unmittelbar vor einer Kette niedersächsischer Polizisten antifaschistische Sprechchöre anstimmten, boxte ein behelmter Beamter einen jungen Mann aber ins Gesicht. Der Konflikt eskalierte jedoch nicht. Neben Einheiten aus Berlin und Niedersachsen waren Beamte aus Nordrhein-Westfalen im Einsatz. Für den späten Sonntagnachmittag war noch eine Kundgebung vor einem Bürohaus am Ernst-Reuter-Platz geplant. Mieter des Gebäudes müssen vertraglich zusichern, sich bei Geschäften an den Geboten des Islam zu orientieren, was Pro Deutschland nicht passt.
Die öffentlichkeitswirksamen Aktionen in Berlin werden unter den Anhängern von Pro Deutschland auch als Auftakt einer bundesweiten Kampagne gesehen. In den kommenden Monaten sollen ähnliche Bustouren in anderen Städten organisiert werden. Auch dann ist zu erwarten, dass die Rechten in kurzen Abständen vor Moscheen und linken Zentren auflaufen.
Hannes Heine