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Das Kaufhaus des Westens am Wittenbergplatz zwischen Berlin-Schöneberg und Berlin-Charlottenburg.
© picture alliance / Oliver Lang

Berlin-Schöneberg: KaDeWe-Einbruch mit Millionenschaden - Täter ohne Strafe

Der Millionencoup vor zehn Jahren bleibt ungeklärt: „Wir haben uns die Zähne ausgebissen - das Verfahren ist tot“, sagte der Oberstaatsanwalt.

Der millionenschwere Einbruch in das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe vor zehn Jahren bleibt ohne Folgen für die Täter. In der Nacht zum 25. Januar 2009 waren Diebe in das Kaufhaus des Westens eingebrochen, sie stahlen teure Uhren und wertvollen Schmuck im Millionenwert. Die festgenommenen Zwillinge wurden wieder freigelassen, weil eine DNA-Spur in einem sichergestellten Handschuh am Tatort keinem der beiden Brüder eindeutig zugeordnet werden konnte. Die Ermittlungen wurden im September 2010 eingestellt. Danach war geprüft worden, mit neuen wissenschaftlichen Methoden die Verdächtigen doch noch zu überführen.

Gegen die verdächtigen Brüder wird jedoch nicht neu ermittelt. „Wir haben uns die Zähne ausgebissen - das Verfahren ist tot“, sagte Oberstaatsanwalt Sjors Kamstra der Deutschen Presse-Agentur. „Das war eine sehr gut geplante Tat.“

Die Staatsanwaltschaft habe auch ein Bewegungsgutachten erstellen lassen, so Kamstra. Die Analyse von Videoaufnahmen vom Tatort sei zu dem Schluss gekommen, dass die Zwillinge nicht mit den maskierten Tätern auf den Kaufhaus-Kameras identisch sind.

Für eine Anklage habe es nicht gereicht, sagte der Oberstaatsanwalt. Zudem sei die DNA-Spur „nur mäßig“ gewesen - es war ein winziger Schweißtropfen in dem Handschuh. All das habe gegen ein neues Verfahren gesprochen. Diebstahl in besonders schwerem Fall verjährt voraussichtlich 2020 - zehn Jahre nach Einstellung der Ermittlungen.

Sie hangelten sich mit einer Strickleiter in die Schmuckabteilung ab

An Alarmanlagen und Videokameras vorbei waren drei dunkle Gestalten durch ein Fenster im ersten Stock in das Kaufhaus eingestiegen. Drinnen hangelten sie sich mit einer Strickleiter in die Schmuck- und Uhrenabteilung im Erdgeschoss hinab. Sie brachen Vitrinen und Schränke einer Juwelier-Kette auf und räumten ab.

Da die Alarmanlagen stumm blieben, kamen die dreisten Diebe ein zweites Mal. Auf Überwachungsfilmen war zu sehen, wie sie erneut auftauchten, um im Kaufhaus fette Beute zu machen. Erst nach dem Wochenende wurde der Einbruch bemerkt. Es gab kaum Spuren in dem Haus, dessen Eigentümer es als „bestens gesichert“ bezeichnet hatten.

Nach der Entdeckung des Handschuhs und der Festnahme der damals 27-jährigen polizeibekannten Zwillinge in der Nähe von Bremen freuten sich die Ermittler zu früh. Wer von den beiden Zwillingen den Schweiß hinterließ, konnte wegen des identischen Erbmaterials nicht eindeutig festgestellt werden.

Die Brüder warteten in der Untersuchungshaft ab und schwiegen. Mitte März 2009 wurden sie entlassen und posierten öffentlich als Sieger. Der dritte Täter blieb völlig im Dunkeln. Der Großteil der Beute tauchte nicht wieder auf.

Das Kaufhaus in der Nähe des Kurfürstendamms war wiederholt das Ziel von Kriminellen. Mehrmals haben es die Diebe auf teure Uhren und Schmuck abgesehen.

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