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Taizé-Treffen: Junge Europäer suchen Gott in Berlin

Zum Taizé-Treffen werden rund 30 000 Teilnehmer erwartet. Freiwillige Helfer helfen ihnen, sich zurechtzufinden - und sorgen nicht nur für geistliche Nahrung.

Schweigend sitzen die Jugendlichen auf dem Boden der Messehalle 7. Farbige Tücher hängen von der Decke herab, vor ihnen steht ein Altar, mit einem Kreuz und einer Mariendarstellung. Aga und Ania aus Poznan, Mayes aus Frankreich und Mareike aus Lübeck gehören zu den 1600 freiwilligen Helfern des Europäischen Jugendtreffens der ökumenischen Bruderschaft von Taizé. In der Messehalle haben sie sich zum Mittagsgebet versammelt. Ihnen steht eine große Aufgabe bevor. Ab Mittwoch sollen die Freiwilligen bei der Organisation des fünftägigen europäischen Jugendtreffens der Taizé-Bruderschaft helfen, zu dem rund 30 000 Teilnehmer in der Stadt erwartet werden.

„Wir sind hier, um den polnischen Teilnehmern bei der Anreise zu helfen“, sagt die 23-jährige Ania aus Poznan nach dem Gebet im Durchgang vor der Messehalle. „Wir beantworten Fragen dazu, wo was stattfindet und verteilen Infoflyer“, ergänzt ihre 22-jährige Schwester Aga. Für die Schwestern ist das Taizé-Jugendtreffen schon eine liebgewonnene Tradition. „Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich selbst dabei oder in Taizé war“, sagt Ania.

Dann wird das Gespräch plötzlich unterbrochen: Die junge Polin läuft auf eine Freundin zu, die sie im Getümmel der aus der Halle herausströmenden Helfer entdeckt hat. „Das ist Taizé“, sagt Aga. „Man trifft ständig Menschen, die man von irgendwoher kennt. Es ist wie eine große Familie.“ Selbst die Unterbringung in einer Berliner Familie sei wie ein Treffen mit alten Freunden gewesen: Das Frühstück der Gastgeber sei überreichlich gewesen, und damit sich die Polinnen in Berlin nicht verlaufen, hätte sie die Familie noch zum Messegelände gefahren. „Dabei wohnen wir nur eine S-Bahn-Station entfernt“, lacht Ania.

Auch Mayes Duphil aus Frankreich ist ein echter Fan der Taizé-Treffen. Sie wird während der großen Mittags- und Abendgebete im Chor mitsingen. „Wir proben zweimal am Tag für jeweils drei Stunden“, sagt die 22-Jährige, die derzeit als Französischlehrerin in Spanien arbeitet. Untergebracht ist sie bei katholischen Ordensschwestern am Stadtrand – „das ist eine völlig neue Erfahrung – aber es sind alles nette Frauen.“

An Taizé fasziniert die Französin das Leben der Bruderschaft: „Bei den Jugendtreffen ist alles ganz schlicht und einfach – und durch diese Schlichtheit lernt man, Gott zu fühlen.“ Mareike Brüning aus Lübeck dagegen fährt nach dem Mittagsgebet erst einmal zur Nelson-Mandela-Schule in Wilmersdorf. In deren Turnhalle haben die Organisatoren des Jugendtreffens Teilnehmer untergebracht, für die sich bislang keine Gastfamilie fand.

„Ich bin für die Halle mitverantwortlich – das heißt, ich kümmere mich darum, dass alles beschildert ist, und ich muss das Frühstück organisieren.“ Denn ab heute wartet auf die 30 000 jungen Leute aus ganz Europa ein dichtes Programm. Da ist es wichtig, dass nicht nur für geistliche Nahrung gesorgt ist. „Auch die Besucher, für die wir nur eine Massenunterkunft gefunden haben, sollen sich schließlich in Berlin wohlfühlen.“

Benjamin Lassiwe

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