Judentum in Berlin: Jüdische Kulturtage 2015 abgesagt
Die Jüdische Gemeinde Berlin lässt 2015 ihr Kulturfestival ausfallen - und verzichtet auf Zuschüsse des Landes. Man wolle dem Land beim Sparen helfen, heißt es in einer Erklärung. Der Senat hätte aber gerne Geld für die Kulturtage ausgegeben.
„2015 wird bei den Jüdischen Kulturtagen wieder ein Fest für die Sinne gefeiert – musikalisch, cineastisch, literarisch und kulinarisch.“ So wirbt die Internetseite des Senats „berlin.de“ für das Festival, das vom 27. August bis 6. September stattfinden sollte – wie seit vielen Jahren. Doch dieses Jahr wird es keine Jüdischen Kulturtage geben. Es ist das erste Mal seit 29 Jahren, dass das Festival ausfällt.
„Aufgrund der schwierigen Finanzsituation des Landes Berlin möchte die Jüdische Gemeinde zu Berlin ihren Solidaritätsbeitrag leisten und den Berliner Haushalt ein Stück weit entlasten“, erklärte der Vorstand der Jüdischen Gemeinde am Montag. Durch die Verzögerung der Fertigstellung des Flughafens BER und der Staatsoper seien große Löcher in den Berliner Haushalt gerissen worden. „Durch den Verzicht auf die Veranstaltung der Jüdischen Kulturtage trage die Jüdische Gemeinde zu den Sparbemühungen des Landes bei.“ Das Land unterstützt die Kulturtage mit 255 000 Euro.
Das Festival war erfolgreich. 2014 kamen 35 000 Besucher
Seit Jahren wünscht sich der Senat, dass die Jüdische Gemeinde spart – doch nicht an dieser Stelle. „Wir bedauern die Entscheidung der Jüdischen Gemeinde sehr“, sagte der Sprecher der Kulturverwaltung am Montag. „Der Senat hat das Festival immer sehr gerne gefördert und hätte das auch dieses Jahr gerne getan.“ Denn das Festival sei erfolgreich und trage viel zum deutsch-jüdischen Zusammenleben bei. Man hoffe, dass es ab nächstem Jahr wieder stattfindet und werde gerne einen Beitrag leisten.
Seit 2004 organisierte und leitete Martin Kranz das Festival. Ende 2014 hat die Jüdische Gemeinde seinen Vertrag nicht verlängert. Ein neuer Organisator wurde nicht berufen. Als er anfing, seien 3000 Besucher zu den Veranstaltungen gekommen, sagt Kranz. 2014 seien es 35 000 gewesen. „2014 war das beste Jahr überhaupt“, sagt Kranz. Dass sein Vertrag nicht verlängert wurde, konnte er nicht nachvollziehen. Kranz brachte Künstler wie Avi Avital, Jochen Kowalski, Ben Becker und Shlomo Artzi auf die Bühne, es gab Jazz und Pop, Tradition und Avantgarde, Musik, Bildende Kunst und Literatur. Er intensivierte auch die Zusammenarbeit mit anderen Kulturinstitutionen wie den Berliner Festspielen oder dem Jüdischen Museum. „Die Partnerorganisationen und Künstler rufen seit Monaten irritiert bei mir an und fragen, wie es weiter geht mit dem Festival.“
Auch im Senat wunderte man sich. Seit 1994 ist im Staatsvertrag zwischen dem Land und der Jüdischen Gemeinde festgeschrieben, dass der Senat die Kulturtage finanziell fördert. Doch die Gemeinde hat 2015 keinen Antrag auf Förderung gestellt. Noch am Freitag ging man im Senat aber davon aus, dass das Festival auch dieses Jahr stattfinden werde, vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr.
Der Senat bedauert die Absage
Mit der Absage der Kulturtage wolle man ein „Zeichen guten Willens“ setzen in der Grundsatzdiskussion mit dem Land Berlin, heißt es in der Erklärung der Jüdischen Gemeinde vom Montag. Seit zwei Jahren streiten sich das Land und die Gemeinde vor Gericht über die Zuschüsse des Landes für die Gemeinde. Dabei ging es aber nie um die Kulturtage. Dass die gefördert werden, stand nie infrage. Im Herbst 2014 unterlagen beide Seiten vor dem Verwaltungsgericht in gleichen Teilen. Der Senat hat Berufung beim Oberverwaltungsgericht eingelegt.
„Die Kulturtage sind kulturelle Höhepunkte für die Gemeinde und die Stadt. Wenn das Festival stirbt, ist das ein weiterer Beweis dafür, dass die Jüdische Gemeinde irrelevant wird“, sagt Sergey Lagodinsky, der im Gemeindeparlament zur Opposition gehört.
Der bisherige Leiter des Festivals veranstaltet jetzt Jüdische Kulturtage in Erfurt
Martin Kranz ist mit seinen Plänen nach Erfurt weiter gezogen. Dort gibt es 2015 erstmals Jüdische Kulturtage. Die Festspiele setzen gerade 50 Jahre nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel „wichtige kulturelle und politische Impulse“, sind sich Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, und Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) einig.
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