Nudist in Berliner U-Bahn: Is ihr nicht egal: BVG gegen nackte Passagiere
Ein Mann fährt nackt in der U-Bahn. Sein Video verursacht gerade Aufsehen in sozialen Medien. Dabei könnte es schon vor einigen Jahren entstanden sein.
Blicke hoch vom Smartphone beim U-Bahn Fahren: Denn außer Musikern, Bettlern, Haustieren und Schlipsträgern können Fahrgäste vielleicht auch einen nackten Mann zu Gesicht bekommen. Das ist zumindest einigen Passagieren in der U4 und der U1 passiert, wie in zwei Videos auf Youtube zu sehen war. Die - mittlerweile gesperrten - Filme des Nutzer "Urban Nudist" zeigten einen komplett entblößten Mann, wie er seelenruhig auf die U-Bahn wartet, einsteigt und einige Stationen fährt. Die Menschen um ihn herum schauen verwirrt, als seien sie nicht sicher, ob sie gerade Opfer der versteckten Kamera werden. Ein älterer Herr versteckt sich zunächst hinter einer Zeitung, bietet sie danach jedoch dem Nackten an. Wer der Mann ist und wer das Video aufgenommen hat, ist nicht klar. Auch zu den Motiven des Mannes finden sich keine Anhaltspunkte, allerdings existieren auf seinem Kanal weitere Videos. Darauf spaziert derselbe Mann nackt durch die griechische Hafenstadt Thessaloniki und die Berliner City West. Letzteres wurde bis Dienstag 15 Uhr fast 10.000 Mal geklickt.
Im Tütü fahren ist kein Problem
Erlaubt ist die Aktion indes nicht, wie BVG-Sprecherin Petra Reetz sagt. "Wir haben zwar keine explizite Kleiderordnung, aber eine Hausordnung", sagt sie. Darin steht unter anderem, dass Passagiere Rücksicht auf andere Personen nehmen sollen. "Man kann bei uns im Tütü einsteigen, aber wenn man nackt ist, gilt das als Erregung öffentlichen Ärgernisses", so Reetz. Man hätte den Mann deshalb aus der Bahn geworfen, wenn ein Kontrolleur anwesend gewesen wäre, versichert sie. Das hätte dann aber wohl schon vor ein paar Jahren geschehen müssen, denn wie Reetz sagt, handelt es sich bei den Videos vermutlich um alte Aufnahmen. "Mein Kollege hat das Video gesehen und sofort erkannt, dass wir diese Wägen seit über zwei Jahren nicht mehr benutzen", sagt Reetz.
Überhaupt seien nackte Passagiere ein sehr seltenes Phänomen, berichtet Petra Reetz. Kontrolleuren sei noch keiner in die Finger geraten. "Auch Beschwerden von anderen Fahrgästen gab es noch gar nie", sagt Reetz und führt das auch auf die tolerante Stimmung in Berlin zurück. "Das juckt hier keinen. Bei uns darf man ja auch Musik im U-Bahnhof machen - unsere Kollegen in New York waren entsetzt, als sie davon erfuhren." In New York steht dafür ein (fast) nackter Cowboy auf dem Time Square und gilt inzwischen als das normalste auf der Welt.
Felix Hackenbruch