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Rund ein Viertel der Berliner hat einen Migrationshintergrund.
© dpa

Neue Studie: Integration: Wo Berlin im Bundesvergleich steht

Eine neue Studie zur Integration zeigt, wie die Stadt im Bundesvergleich abschneidet: Probleme gibt es am Arbeitsmarkt, gute wie schlechte Daten bei der Bildung.

In der Berliner Politik ist die Integration schon ein gutes Stück vorangekommen – zumindest was die Herkunft der Parlamentarier betrifft. Genau 11,7 Prozent der Mitglieder des Abgeordnetenhauses haben einen Migrationshintergrund, heißt es im neuen Bericht zum „Integrationsmonitoring“ der Länder, der die jüngsten verfügbaren Daten aus dem Jahr 2011 auswertet und bundesweit vergleicht. Bei einem Anteil der Migranten an der Berliner Gesamtbevölkerung von rund 25 Prozent sind sie politisch zwar weiterhin unterrepräsentiert. Aber im Bundesvergleich liegt Berlin weit vorn, im Durchschnitt haben nur 3,3 Prozent der Parlamentarier ausländische Wurzeln. Die Zahlen weisen tendenziell nach oben.

Im Bildungsbereich zeigt sich Berlins integrationsstatistische Führungsrolle noch deutlicher. 28 Prozent der Kleinkinder (unter drei Jahren) mit ausländischen Wurzeln werden in einer Kita oder von einer Tagesmutter betreut. Bundesweit sind es nur 14 Prozent. 26 Prozent der ausländischen Schüler schließen ihre Bildungslaufbahn später mit der Hochschulreife ab, bundesweit sind es nur 15,4 Prozent. Unter den 18- bis 65-Jährigen mit Migrationshintergrund besitzen sogar 39 Prozent die Hochschulreife. Negativ ist die Bilanz allerdings weiterhin bei den Schülern, die ohne Abschluss die Schule verlassen. 16 Prozent der Schüler mit ausländischem Pass machten keinen Hauptschulabschluss, bei den deutschen Schülern waren es acht Prozent. Hier steht nur Sachsen-Anhalt noch schlechter da als Berlin. Bundesweit lag die Quote der ausländischen Schulabbrecher bei 12,3 Prozent, die der deutschen bei 5 Prozent.

Berlin kann bei der Integration von Migranten „bedeutende Erfolge“ vorweisen, sagt die Integrationsbeauftragte Monika Lüke. Aber sie sieht auch Schattenseiten. „Wir müssen weiterhin mehr Migranten in Arbeit bringen.“ Die Arbeitslosigkeit bei den Ausländern in Berlin erreichte erschreckende 33 Prozent, im Bundesdurchschnitt waren es 17 Prozent.

Der Anteil von Selbstständigen mit Migrationshintergrund ist dem Bericht zufolge in keinem Bundesland höher als in Berlin. 22 Prozent der Migranten arbeiten hier auf eigene Rechnung, in ganz Deutschland sind es nur 12,7 Prozent. Das ist sicher auch eine Folge der hohen Arbeitslosigkeit. Viele Migranten sehen für sich kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt. In Berlin melden auch viele zugewanderte Roma ein Gewerbe an, weil sie noch keine Arbeitsberechtigung haben. Neukölln verzeichnet deswegen einen Boom bei den Gewerbeanmeldungen, allerdings können nur wenige Roma von ihren Einnahmen leben.

Beim Armutsrisiko liegen die Berliner Daten höher als im Bundesdurchschnitt. In Berlin waren knapp 38 Prozent der Migranten von Armut bedroht, hatten also weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens zur Verfügung. Bei den Einwohnern ohne Migrationshintergrund lag der Anteil bei 15,5 Prozent. In den neuen Bundesländern haben dagegen etwa 44 Prozent der Menschen mit ausländischen Wurzeln ein Armutsrisiko. In Baden-Württemberg war diese Zahl mit 18,7 Prozent am niedrigsten. Bemerkenswert ist auch, dass die Zahl der armutsbedrohten Migranten in Berlin seit 2009 um 2,5 Prozent gestiegen ist, in den neuen Bundesländern aber um 3,5 Prozent gefallen.

Schwierig zu bewerten sind die Zahlen zu den ausländischen Tatverdächtigen. Ihr Anteil unter allen Tatverdächtigen lag in Berlin bei 31,5 Prozent unter den Männer sowie bei 30 Prozent unter den Frauen. Berlin lockt viele Kriminelle aus osteuropäischen Länden an, was derzeit an den extrem gestiegenen Wohnungseinbrüchen abzulesen ist. Aber auch in Hamburg erreicht der Anteil der ausländischen Tatverdächtigen fast 30 Prozent. Deutschlandweit liegt ihr Anteil bei rund 20 Prozent.

Migranten bilden viel häufiger als Deutsche eine klassische Familie – das gilt für alle Länder.

Hier können Sie die Studie herunterladen.

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