Berlin: Innensenator Körting: Silvester entschärfen, große Böller verbieten
Wer sich leichtsinnig mit Knallern verletzt, soll Arztkosten selbst zahlen – fordert Feuerwehrchef Broemme
Innensenator Ehrhart Körting (SPD) erwägt, gefährliche Knallkörper nicht mehr zuzulassen. Das gelte „für besonders explosive Raketen und Böller, die eine hohe Gefahr des Missbrauchs haben“, sagte Körting dem Tagesspiegel. Ein generelles Verbot von Pyrotechnik lehnt der Innensenator jedoch ab. Feuerwehrchef Albrecht Broemme hatte ein umfassendes Verbot von privatem Feuerwerk angeregt, nachdem es in der Silvesternacht zu einer dramatischen Häufung von Böller-Bränden und schweren Verletzungen beim Zünden von Pyrotechnik gekommen war.
„Ich bin gegen Schnellschüsse aus der ersten Empörung“, sagte Körting. Broemme dagegen erneuerte gestern seinen Vorstoß. Der Feuerwehrchef forderte eine sofortige Diskussion um ein Verbot. Auch die SPD-Abgeordnete Heidemarie Fischer will sich in ihrer Partei für ein Verbot stark machen. „Fragen Sie doch ältere Menschen – die sind sofort für ein Verbot“, sagte Fischer. Wie Körting hält auch Broemme einige China-Böller für zu gefährlich und wundert sich, wieso die Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) sie überhaupt zugelassen hat.
Für Broemme gibt es ein ganzes Bündel von Argumenten gegen Pyrotechnik. Die schweren Verletzungen von Unbeteiligten, die mit Böllern beworfen wurden oder deren Wohnungen durch Raketenbeschuss ausbrannten, stehen für den Feuerwehrchef an erster Stelle; dazu kämen die hohen Kosten von Sachschäden und Straßenreinigung. „In Neukölln hatte das schon den Charakter von Straßenschlacht“, sagte der Feuerwehrchef. Fußgänger und Autofahrer seien aus Häusern heraus mit Böllern beworfen worden, als wenn sie Freiwild seien. Die Feuerwehr hatte in der Silvesternacht mit 507 Bränden 42 Prozent mehr als im Vorjahr. Zudem gab es 564 Verletzte. Diejenigen, die sich selbst beim Zündeln verletzten, will der Landesbranddirektor übers Portemonnaie bestrafen: „Die Krankenkassen müssten sagen, wer sich mit Feuerwerk verbrennt, ist selbst schuld“, sagte Broemme dem Tagesspiegel. Auch an diesem Jahreswechsel verloren mehrere Menschen beim Zünden von großen Krachern einen oder mehrere Finger.
Politiker von CDU, FDP und Grünen lehnten ein generelles Böllerverbot dagegen ab. „Feuerwerk hat Tradition“, sagte der innenpolitische Sprecher der CDU, Frank Henkel. Er regte jedoch stärkere Kontrollen beim Verkauf an. Grüne und FDP forderten, den Missbrauch von Krachern schärfer zu verfolgen. „Das bringt überhaupt nichts“, widerspricht SPD-Politikerin Fischer.
Auch am 2. Januar forderten Böller Opfer. In Eberswalde wurden einem Elfjährigen große Teile der linken Hand abgerissen, sein neunjähriger Freund erlitt ein Knalltrauma. Die beiden hatten einen 25 mal 4 Zentimeter großen, nicht explodierten Kracher auf einem Spielplatz gefunden und gezündet. In Berlin zerstörten Unbekannte mit Böllern gestern zwei Telefonzellen. In der Gasteiner Straße in Wilmersdorf wurden durch die Druckwelle sogar die Seitenwände der Zelle nach außen gedrückt, die Verglasung zersplitterte und das Dach fiel herunter. Ein neben dem Telefonhäuschen geparktes Auto wurde beschädigt. Am Senftenberger Ring in Reinickendorf wurde bei der Explosion eine Glasscheibe auf den Bürgersteig geschleudert.
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