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Kerzen für die Opfer vom Terroranschlag am Breitscheidsplatz
© dpa, Paul Zinken

Reaktion auf Anschlag in Berlin: "In Herzen und Gesprächen sind die Opfer präsent"

Unsere Autorin Deike Diening hat kürzlich über die verhaltene Anteilnahme für die Opfer des Berliner Anschlags geschrieben. Martin Germer, Pfarrer der Gedächtniskirche, widerspricht ihr.

Nach dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz in Berlin haben sich Angehörige der Opfer über mangelnde Anteilnahme in Deutschland beklagt. Unsere Autorin Deike Diening hat dies in einer Reportage aufgegriffen und beschrieben.

Als Reaktion auf den Text erreichte uns ein Brief des Pfarrers der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirchengemeinde, Martin Germer, den wir hier im Wortlaut dokumentieren.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Dem Eindruck Ihrer Autorin, es gebe in Berlin kein Mitgefühl für die Opfer des Terroranschlags vom 19. Dezember, möchte ich als Pfarrer der Gedächtniskirche klar widersprechen. Die Fülle der oftmals sehr persönlichen Einträge im Kondolenzbuch, die unzähligen Kerzen auch um die Kirche herum, die immer noch sehr spürbare Atmosphäre stiller Trauer sagen etwas anderes.

Kondolenzlisten, die uns aus anderen Kirchengemeinden übersandt werden, Grüße der Anteilnahme von überallher zeigen überdies, dass das nicht nur für den Breitscheidplatz gilt.

Für mich ist es ein Zeichen des öffentlichen Respekts, dass bisher nirgends persönliches Leid nach dem Anschlag medienwirksam bebildert und aufbereitet wurde - auch wenn das zur Folge hat, dass damit die Opfer scheinbar in der Öffentlichkeit nicht vorkommen. In den Herzen und auch in den Gesprächen vieler Menschen, m.E. auch in einem „Wir“-Gefühl der Bürgergesellschaft und allemal in unseren Fürbitten sind sie weiterhin sehr präsent.

Und wenn es für die Betroffenen an der Zeit ist und wenn sie es erkennbar in größerer Zahl wünschen, sind die Kirchen sehr bereit, auch zum ausdrücklich öffentlichen Gedenken beizutragen, so wie am kommenden Montag mit dem Trauergottesdienst in Brandenburg/Havel.

Pfarrer Martin Germer/ Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirchengemeinde

PS: Es ist ein Segen, dass niemand ernsthaft auf die Idee gekommen ist, den von Frau Diening ja wohl auch nicht ernst gemeinten Satz „Wir sind Weihnachtsmarkt“ als Ausdruck der Anteilnahme ins Gespräch zu bringen!

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