Palast Neukölln: In der alten Kindl-Brauerei wird ab jetzt getanzt
Am Samstag feiert der „Palast Neukölln“ Eröffnungsparty in der alten Kindl-Brauerei. Es tut sich was im Rollbergkiez – so wie auch anderswo, wo statt Bier jetzt Kreative überschäumen.
Der spröde Charme der Abfüllhalle der alten Kindl-Brauerei hat Conny Opper sofort elektrisiert: „Als ich die Fotos von der Halle gesehen habe, habe ich mich an das Studio 54 in New York erinnert gefühlt“, sagt er und lacht. Er will nicht anmaßend klingen, aber ist begeistert von seinem neuen Projekt, das merkt man sofort. „Jede Generation muss sich ihre eigenen Legenden schaffen“, sagt er. „Es wäre natürlich ein Traum, dass man in ein paar Jahren zurückblickt und denkt, das ist uns auch gelungen.“
Noch scheinen die Legenden hier am Rollberg allerdings nicht mit den Händen greifbar. Am oberen Ende der Rollbergstraße trifft das Jobcenter Neukölln auf ein Nieren- und Dialysezentrum, über den Parkplatz des angrenzenden Supermarkts tragen zwei Männer eine Mikrowelle.
Und trotzdem. Opper will mit dem „Palast Neukölln“ seinen neuen Veranstaltungsort für Partys, Theateraufführungen, Konzerte, Filmscreenings und Ausstellungen genau hier ansiedeln. Er steht in seinem schwarzem Sakko und Turnschuhen, knallrote Kopfhörer, in der gekachelten Abfüllhalle der Brauerei und erzählt, dass es ihn mit Macht nach Neukölln gezogen habe. „Hier verändert sich etwas, Neues entsteht, das inspiriert mich. Es gibt in Neukölln eine sehr lebendige Szene, ein internationales Publikum, Künstler und Studenten“, sagt er. Dadurch habe sich eine enorme Dynamik in dem Kiez entwickelt.
Platz für Raves, Mode und Filmvorführungen
Man sollte meinen, der Mann weiß, wovon er spricht. Er betreibt bereits die King Size Bar in Mitte und organisiert das Berlin Festival. In den Jahren davor hat er mit Bars wie dem „ Rio“ oder dem „Scala“ das Nachtleben von Mitte geprägt.
Opper und seine Geschäftspartnerin Saskia Hahn wollen Street-Food-Events genauso in die Halle holen wie Raves, Mode und Filmvorführungen. In jedem Fall wollen sie die Neuköllner Szene miteinbeziehen – und keiner dieser austauschbaren Mitte-Schuppen werden. „Es soll so etwas wie der Marktplatz von Neukölln werden“, sagt Opper.
Auch bei den Konzerten will Opper auf eine Mischung von lokalen Größen und internationalen Stars setzen. Die Berliner Gruppe Moderat wäre für ihn ebenso eine Traumbesetzung wie die Londoner Band The XX. „Denn auch der schönste Ort ist nichts ohne die Künstler, die ihn beleben“, findet Opper.
Er ist nicht der erste, der die alte Brauerei als Veranstaltungsadresse entdeckt hat. 2005 verlegte die Brauerei ihre Produktion nach Weißensee und verkaufte das riesige Gelände. Die Stadtplaner haben eine Mischung aus Kultur, Wohnen und Gewerbe für das Areal vorgesehen – nach dem Vorbild der Kulturbrauerei und anderen, die mittlerweile statt Hopfen und Malz Kultur und Wohnen im Programm haben (siehe Kasten unten).
Ab September Zentrum für zeitgenössische Kunst
Im November ist bereits der Schwulenclub Schwuz vom Mehringdamm in Kreuzberg hierher gezogen. Bis 2016 will der Berliner Projektentwickler Casada rund 120 Neubauwohnungen auf dem Brauereigelände bauen.
Schon im September dieses Jahres soll in dem denkmalgeschützten Backsteingebäude der ehemaligen Brauerei außerdem das Kindl-Zentrum für zeitgenössische Kunst eröffnen. Ein deutsch-schweizerisches Ehepaar hat den Komplex im Jahre 2011 gekauft, um dort eine Kunsthalle einzurichten. Opper hofft auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Kindl-Zentrum: „Aus dem Palast Neukölln führt ein langer Gang bis zum Kindl hinüber. Diese Tür würde ich gerne in Zukunft so manches Mal öffnen“, sagt er.
Am Sonnabend wird sich aber zunächst einmal die Tür des Palastes Neukölln zur großen Eröffnung auftun. Ein bisschen feiert Opper sich dabei auch selbst. Er wird 41 Jahre alt und lebt seit genau 20 Jahren in Berlin. Zu diesem Anlass haben sich bekannte DJs aus den verschiedensten Clubs der Stadt angekündigt, die für Opper ein Geburtstagsständchen auflegen wollen.
Man wird sehen, ob auch die Massen seinem Ruf folgen werden. Der Cube-Club, der an diesem Ort schon 2012 sein Glück versucht hatte, hat wenig später schon wieder geschlossen. Immerhin hat der Laden mehr als 1000 Quadratmeter. Für die Eröffnungsparty am heutigen Sonnabend hängt auch Conny Opper vorsichtshalber die Hälfte der Fläche ab. Immer noch genug Platz für zwei Tanzflächen.
Eröffnungsparty im Palast Neukölln, Rollbergstraße 26, am Sonnabend ab 23 Uhr. www.palastneukoelln.de