Nach der Insolvenz des BER-Bauunternehmens: Imtech-Pleite lässt Flughafengesellschaft dumm dastehen
Am BER hielt man lange an der umstrittenen Firma Imtech fest, die nun pleite ist. In der Vergangenheit hatten sich schnelle Trennungen gerächt.
Dieses Mal wollte die Flughafengesellschaft schlauer sein – jetzt ist sie der Dumme. Auch nach Vorwürfen, Abrechnungen seien falsch erstellt worden, und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Korruptionsverdachts hatte der Flughafen der umstrittenen Firma Imtech die Treue gehalten. Jetzt hat das Unternehmen Insolvenz angemeldet. Und der Terminplan für die Inbetriebnahme des BER wackelt erneut.
Insolvenz überrascht nicht
Die Insolvenz kommt nicht überraschend. Dass Imtech wirtschaftliche Probleme hatte, war bekannt. Weil das Unternehmen Ende 2012 schnell Geld brauchte, half es nach den bisherigen Ermittlungen bei einem Flughafenmitarbeiter nach, der für verhältnismäßig wenig Geld Imtech ungeprüft Zahlungen in Millionenhöhe zuschanzte. Als Vorauszahlung auf erbrachte, aber noch nicht bewertete Leistungen gewährte der Aufsichtsrat im Dezember 2012 insgesamt 33 Millionen Euro an Imtech. Insgesamt hat das Unternehmen nach Tagesspiegel-Informationen bisher weit mehr als 300 Millionen Euro erhalten.
In einem anonymen Schreiben an den Vorsitzenden des BER-Untersuchungsausschusses, Martin Delius (Piraten), vom Januar 2015, das detailliert auf den Korruptionsverdacht verwies, heißt es auch: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass es Imtech in vielleicht einem Jahr nicht mehr gibt und dann ist das Geld weg.“
In Polen verkalkuliert
Vor allem bei einem Großprojekt in Polen hatte sich Imtech verhoben und im Februar 2013 mitgeteilt, dass bei den Aufträgen „Abenteuerwelt Warschau“ und für ein Biokraftwerk ebenfalls in Warschau „mindestens 100 Millionen Euro“ abgeschrieben werden müssten. Sogar die Veröffentlichung des Jahresabschlusses für 2012 wurde damals verschoben.
Wie Imtech-Mitarbeiter das eigene Unternehmen einschätzen, ist auch im Internet zu lesen: „Alles wird gut und schön geredet, Zahlen positiv dargestellt. Es wird nicht direkt gelogen, aber nicht alles erzählt“, heißt es dort unter anderem.
Nach einen kritischen „Zeit“-Bericht im Juni 2015 zu den Machenschaften bei Imtech insgesamt hatte die Flughafengesellschaft mitgeteilt, sie sehe derzeit keinen Anlass für ein Auftragsverbot. Das Unternehmen mit Hauptsitz in den Niederlanden hatte 2009 mit einer Arbeitsgemeinschaft die Ausschreibung für die „Sanitär-, Heizungs-, Kälte-, Lüftungs- und Klimaanlagen“ im Terminal gewonnen und war maßgeblich auch am Brandschutz beteiligt. Unter anderem baute Imtech rund 50.000 Sprinklerköpfe im Terminal ein. „Imtech ist eine der wichtigsten Baufirmen für die BER-Baustelle“, sagte Flughafenchef Karsten Mühlenfeld am Freitag. So erklärt sich das Festhalten an dem umstrittenen Unternehmen.
Mehdorn gab Fehler zu
Das schnelle Fallenlassen von Planern hatte sich in der Vergangenheit nämlich mehrfach gerächt. Anfang 2010 verhinderte die Flughafengesellschaft nicht die Insolvenz der IGK-IGR Ingenieurgesellschaft Kruck, was durch Vorauszahlungen möglich gewesen wäre. Mit der Leistung war man aber nicht zufrieden. IGK-IGR war für das Planen der Technischen Gebäudeausstattung des Terminals zuständig, die damit wegbrach – und schließlich dazu führte, dass der damals geplante Eröffnungstermin 30. Oktober 2011 nicht gehalten werden konnte.
Nachdem auch der neue Termin 3. Juni 2012 geplatzt war, schmissen der Aufsichtsrat und die Geschäftsführung auch die Architekten raus. Dies sei ein Fehler gewesen, gab auch der damalige Flughafenchef Hartmut Mehdorn später zu.
Etwas Hoffnung bleibt
Erst nach der Pleite sagte Mühlenfeld jetzt in einem Tagesspiegel-Interview, es gebe in Deutschland Firmen, die die gesamten Arbeiten der Imtech übernehmen könnten. Es sei denn, die Hoffnung erfüllt sich, dass alle Imtech-Bauvorhaben fortgesetzt werden, wie es der Insolvenzverwalter angekündigt hat. Dann stünde der Flughafen am Ende doch nicht ganz so dumm da.