Vakzindosen verfallen und landen im Müll: Impfangebot an Berliner Schulen kaum genutzt
Die von Franziska Giffey geforderten Schulimpfungen laufen nur wenig erfolgreich. Bald könnte wieder Schluss sein mit dem Projekt.
Es sollte ein Signal sein, dass die Politik handlungsfähig ist und im Kampf gegen die Corona-Pandemie den Durchbruch schafft. Doch nun stellen sich die von Franziska Giffey (SPD) geforderten Schulimpfungen für Fünf- bis Elfjährige als wenig erfolgreich heraus.
Dabei hatte Giffey Anfang Dezember, zweieinhalb Wochen bevor sie am Dienstag den Amtseid als Regierende Bürgermeisterin ablegte, noch gesagt, Schulimpfungen könnten angesichts hoher Inzidenzen in der Altersgruppe ein „echter Wendepunkt“ sein.
Bis Montagabend sind in Berlin knapp 15 000 Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren geimpft worden. Das von Amtsärzten als Show kritisierte Schulimpfen hatte nur geringen Anteil daran. Statt auf die Impfung an einer Schule zu warten, setzen Eltern eher auf Impfzentren und Kinderärzte. Laut dem Deutschen Roten Kreuz werden pro Impfzentrum und Tag bis zu 300 Kinder geimpft.
Das Schulimpfprojekt, das die aus dem Amt geschiedene Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) nach der Ansage von Giffey gegen den Widerstand der Bezirke durchgesetzt hatte, findet dagegen kaum Zuspruch.
Kalayci nahm sogar einen offenen Konflikt mit den Amtsärzten in Kauf: Die müssen Impfstellen per Gesetz offiziell prüfen und abnehmen – die Gesundheitsverwaltung sah keinen Grund für solche Prüfungen. Ab Donnerstag ist mit den Erstimpfungen an Schulen nun vorerst Schluss.
Zahl der Impfungen an einigen Schulen pro Tag einstellig
Giffey, Kalayci und die neue Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) hatten die Aktion vor einer Woche im Naturkundemuseum gestartet – für die Kameras mit lächelnden Kindern vor Dinosaurier-Skeletten. Nun stellt sich sogar heraus: Wegen der mit großem Aufwand, aber von der Gesundheitsverwaltung chaotisch organisierten Aktion muss sogar Impfstoff ungenutzt entsorgt werden.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfahl die Corona-Impfung für Kinder von fünf bis elf Jahren mit Vorerkrankungen und Kontakt zu Risikopatienten. Seit einer Woche wird in jedem der zwölf Bezirke an einer Schule geimpft. Nach Angaben des DRK ist die Zahl der Impfungen an einigen Schulen aber pro Tag im einstelligen Bereich, der Spitzenwert sei an einer Schule mit 90 Impfungen an einem Tag erreicht worden.
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Wird für ein Kind eine Ampulle geöffnet, ohne dass weitere Impfungen folgen, muss das für neun weitere Kinder ausreichende Vakzin nach einer Stunde entsorgt werden.
Ursprünglich hatte die Gesundheitsverwaltung vorgesehen, das Schulimpfen auch in den Weihnachtsferien anzubieten. Die Bezirksämter hatten bereits den Urlaub für das nötige Personal wie Hausmeister und Reinigungskräfte gesperrt. Doch die Hilfsorganisationen waren nicht bereit, ihrem Personal für nur überschaubare Impfzahlen die Ferien zu streichen und es an die Schulen zu schicken.
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Am Freitagabend kam die Absage vom zu dieser Zeit noch amtierenden Gesundheitsstaatssekretär Martin Matz (SPD) per E-Mail: „Aus organisatorischen Gründen wurde festgelegt, dass zwischen den Jahren keine Impfungen an Grundschulen stattfinden werden.“
Wie aus der Mail hervorgeht, könnte mit Schulimpfungen bald ganz Schluss sein. Zunächst sollen vom 5. bis 13. Januar nur Zweitimpfungen durchgeführt werden. Ob es an Schulen noch Erstimpfungen geben wird, soll erst nach Auswertung des Projekts entschieden werden.
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