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Berlin: Immer noch „Die Schönste“ – Uraufführung nach 45 Jahren

Kein Platz blieb am Freitagabend im Kino „Babylon“ leer. Gelockt hatte „Die Schönste – eine Uraufführung, die eigentlich vor 45 Jahren fällig war.

Kein Platz blieb am Freitagabend im Kino „Babylon“ leer. Gelockt hatte „Die Schönste – eine Uraufführung, die eigentlich vor 45 Jahren fällig war. 1957 wurde, wie berichtet, der Film zum ersten Verbotsfall der DDR-Filmfirma DEFA. Der Schriftsteller Heinz Kahlau und Regisseur Walter Beck konnten 1959 den Film mit ihrer Neufassung auch nicht retten, obwohl sie sogar Manfred Krug darin gegen den Kapitalismus ansingen ließen. „Köstlich“, fand Gisela May das Lied im „Babylon“, wo beide Filmfassungen gezeigt wurden, die der Filmjournalist Ralf Schenk rekonstruiert hatte. „Alles nur Fassade“ könnte heute ein Schlager werden, war die Brecht-Interpretin überzeugt. Der Film, in dem sie eine Hauptrolle spielte, war ihr vollkommen entfallen. „Ich kann mich an nichts erinnern, nicht an den Regisseur und nicht an meine Rolle, das ist mir eine völlig fremde Person“, sagte die May, „damals war ich am Deutschen Theater und der Film eine Nebengeschichte“. Das blieb der Film für die Künstlerin, die am 31. Mai ihren 78. Geburtstag begeht, bis heute – am 27. Juni gibt sie wieder ihren Publikumsrenner „Kurt-Weill–Abend“ im Berliner Ensemble. Im „Babylon“ traf sie „Massen alter Kollegen“. Die Satirikerin Renate Holland-Moritz kam total erkältet aus ihrem ersten Norwegenurlaub. „Das hätte ich dir sagen können“, sagte die weitgereiste May. Tilla Kleinau dagegen fehlte nicht wegen einer Erkältung – die 92-jährige ehemalige Tänzerin hatte die Einladung schlicht vergessen. Dabei hatte sie sich gefreut, ihren Mann Willy A. Kleinau nochmals zu sehen – einen mit einem Nationalpreis geehrten DEFA-Star. „Die Schönste“ war 1957 dessen letzter Film – kurz danach verunglückte er tödlich, und seine Tilla war von da ab von Beruf Witwe. Doch eine lustige Witwe – im Freundeskreis ist die 92-Jährige noch immer die Letzte auf jeder Party. hema

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