Aktionsplan gegen Verkehrslärm: Immer mit der Ruhe
Der Senat will den Verkehrslärm in der Stadt reduzieren. Bürger sollen sich auf einer Internetplattform daran beteiligen können. An der A100 lassen aber Lärmschutzwände auf sich warten
Rund 300 000 Menschen leben derzeit an Hauptverkehrsstraßen mit vor allem nachts zu hohem, gesundheitsbelastendem Lärmpegel. Aus diesem Grund will Berlin weiter daran arbeiten, den durch den Straßenverkehr verursachten Lärm zu verringern. „Verkehrslärm ist ein Umweltproblem“, sagte Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler bei der Vorstellung der Aktion „Berlin wird leiser: aktiv gegen Verkehrslärm“. Mit dieser will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt die Bürger einbeziehen, um konkretere Maßnahmen gegen den Krach in der Stadt planen zu können.
Wie Gaebler sagte, wurde im Jahr 2008 der Lärmaktionsplan gestartet, mit dem Ziel, den nächtlichen Verkehrskrach zu reduzieren. Man habe erreicht, dass seitdem 40 000 Menschen weniger im Schlaf durch den Straßenverkehr vor ihrer Haustür gestört werden. Aber immer noch müssten rund 140 000 Berliner eine nächtliche, gesundheitsgefährdende Lärmbelastung von über 60 Dezibel ertragen. Innerhalb der nächsten 13 Jahre – also bis Ende 2025 – soll diese Zahl um 100 000 gesenkt gesenkt werden.
Die bisherigen Fortschritte konnten laut Gaebler durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden. So sei an vielen Hauptverkehrsstraßen in der Zeit zwischen 22 und sechs Uhr Tempo 30 eingeführt worden. Außerdem habe der Senat durch das Konjunkturpaket II Straßenbeläge modernisieren und den Einbau von Schallschutzfenstern fördern können. 15 Millionen standen nach Gaeblers Angaben dafür zur Verfügung.
Als Beispiel dafür, wie Straßen mit dem Ziel umgebaut werden können, den Verkehrslärm zu senken, nannte Gaebler die Brandenburgische Straße in Wilmersdorf. Diese war zunächst in jeder Richtung für den Autoverkehr zweispurig. Jetzt gibt es pro Richtung lediglich einen breiteren Fahrstreifen für die Autos und einen Streifen für die Fahrräder. Auch wenn jetzt nur eine Spur für die motorisierten Fahrzeuge zur Verfügung stehe, fließe der Verkehr besser und führe damit zu weniger Lärm, da seltener gebremst und wieder angefahren werde. An Hauptverkehrsstraßen wie der Kantstraße gilt beispielsweise eine Lärmbelastung von mehr als 70 Dezibel, in ihren Seitenstraßen werden um die 60 Dezibel gemessen. Zu den lautesten Straßen mit einer Belastung über 70 Dezibel gehören die Potsdamer Straße, Bundesalle, Lietzenburger Straße, Frankfurter Allee, Leipziger Straße, Karl-Marx-Straße, Hermannstraße, Friedrichsruher Straße, Edisonstraße.
Auch die Stadtautobahn A 100 ist eine der großen Lärmquellen. Allerdings ist derzeit nicht absehbar, wann Anwohner mit einer Verringerung des Geräuschpegels durch Lärmschutzwände rechnen können. Denn wie aus einer Antwort Gaeblers auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervorgeht, kann ein schneller Lärmschutz aufgrund der dafür erforderlichen Planfeststellungsverfahren nicht schnell umgesetzt werden. Unterdessen forderten Industrie- und Handelskammer und Handwerkskammer in die Planungen einbezogen zu werden. Der Wirtschaftsverkehr und Anliegerinteressen dürften nicht beeinträchtigt werden.
Bis zum 22. Februar können sich Lärmgeplagte und Interessierte im Internet unter www.leises.berlin.de informieren. Sie können erfahren, wie hoch die offizielle Lärmbelastung an ihrer Straße ist oder was es bereits für Maßnahmen gibt. Gleichzeitig haben sie aber auch die Möglichkeit, Vorschläge zu machen, wie die Situation verbessert werden kann und was sie selber dazu beitragen können. Die Beiträge werden in den kommenden beiden Monaten ausgewertet. Die Teilnehmer, die die 20 besten Vorschläge zur Lärmbekämpfung gemacht haben, werden zu einem Fachworkshop eingeladen.
Außerdem gibt es die Möglichkeit, am 12. und 13. Februar an sogenannten Lärmwerkstätten in Spandau und Lichtenberg teilzunehmen. Für Experten gibt es eine Fachveranstaltung am 29. Januar. Die Plattform ist zu erreichen unter: www.leises.berlin.de
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