Winterdienst in Berlin: Immer mehr Gehwege dürfen nicht maschinell von Schnee befreit werden
Die Liste der Straßen in Berlin, deren Gehwege nicht maschinell von Schnee und Eis befreit werden dürfen, wird immer länger. Besonders betroffen ist der Bezirk Steglitz-Zehlendorf.
Die Berliner Winterdienstleister sind sauer. Die Liste der Straßen, deren Gehwege nicht von Schneeräumaschinen befreit werden dürfen, wird immer länger. Das führt nicht nur zu höheren Kosten für die Anlieger, sondern verursacht auch logistische Probleme. Denn viele Firmen bieten die aufwendige Handarbeit überhaupt nicht mehr an.
Die „Liste der Gehwege, die für maschinelle Reinigung im Winter ungeeignet sind“, wird alljährlich von den Bezirken unter Leitung von Steglitz-Zehlendorf erstellt – und umfasst für den bevorstehenden Winter viele zusätzliche Straßen, wie kürzlich bekannt wurde.
Die ständig länger werdende Liste ist „ein Problem, das uns seit Langem plagt“, sagt Katja Heers, Rechtsanwältin und Chefin des Berliner Verbandes der gewerblichen Schneeräumbetriebe, dem 15 der größten in diesem Bereich tätigen Firmen angehören. Habe die Zahl der für die Räumfahrzeuge gesperrten Straßen bereits im vergangenen Winter überproportional zugelegt, sei sie für den kommenden Winter erneut gestiegen.
Der Bürger zahlt
Für die Kunden bedeute die dadurch zunehmend nötige Handarbeit den drei- bis vierfachen Preis, für die Firmen den fünffachen Personalbedarf. Auch sei es nicht zu schaffen, Schnee und Eis kontinuierlich zu beseitigen. Drei Räumungen am Tag seien nur maschinell machbar. Besonders betroffen ist Steglitz-Zehlendorf.
Um mehr als 20 Straßen wurde die „Negativliste“ hier erweitert. Ganze Wohngebiete im Bezirk dürfen nicht mehr mit Reinigungsfahrzeugen befahren werden, klagt Nils Rogal, Geschäftsführer von Südwest Winterdienst. Gehwege, die jahrzehntelang als geeignet galten, sollen dies jetzt plötzlich nicht mehr sein.
Betroffen sind unter anderem der Bereich zwischen Potsdamer Chaussee und Lindenthaler Allee sowie das Gebiet zwischen Clayallee, Potsdamer Straße, Onkel-Tom-Straße und Argentinischer Allee. Hier dürfen künftig fast nur noch die Gehwege der Hauptstraßen maschinell gereinigt werden.
Eigentlich müsste der Bezirk die schlechten Gehwege wieder befahrbar machen, meint Rogal. Stattdessen sollen die Anwohner selbst zupacken oder Firmen beauftragen, die den Schnee per Hand beseitigen: „Das Bezirksamt spart und der Bürger zahlt.“
Marzahn-Hellersdorf am meisten Straßen auf der Liste
Nach Angaben von Stadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne) sind die Kriterien für die Aufnahme eines Gehweges in die Liste erweitert worden, weil es in den vergangenen strengen Wintern vermehrt zu Schäden durch die Räumfahrzeuge gekommen ist. „Es kann nicht hingenommen werden, dass solche Schäden auf Kosten der Allgemeinheit beseitigt werden müssen, nur weil Anlieger an dem Gehweg die etwas höheren Kosten für eine geeignete Handreinigung einsparen wollen“, sagt Markl-Vieto.
Marzahn-Hellersdorf hat die meisten Straßen auf der Verbotsliste, insgesamt 445, gefolgt von Reinickendorf mit 386, jeweils mit nur geringen Veränderungen zum Vorjahr. Zum größten Teil handelt es sich hier allerdings um Siedlungsstraßen, die überhaupt keine befestigten Gehwege haben, aber ebenfalls auf der Liste erscheinen, sagt Stadtentwicklungs-Stadtrat Christian Gräff (CDU).
In Reinickendorf, mit 386 Straßen auf dem zweiten Platz, verweist sein Kollege Martin Lambert (CDU) ebenfalls auf den ländlichen Charakter der Randbereiche mit keinen oder für eine maschinelle Reinigung zu schmalen Gehsteigen.
Die komplette Liste zum Herunterladen gibt es hier.