Neues Rummelsnuff-Album: Immer derbe druff
110 Kilo Körpergewicht, gefühlt alles Muskeln, der Wahlberliner Rummelsnuff ist ein echter Kerl. Am Herrentag stellt er sein neues Album "Himmelfahrt" vor.
Die Seemannsmütze auf dem Kopf, die Pfeife im Mund, ein Bier in der Hand. Das Unterhemd spannt, die 110 Kilo Körpergewicht sind gefühlt alles Muskelmasse. Und weil Rummelsnuff ein echter Kerl ist, findet die Releaseparty zum neuen und dritten Album des Berliner Musikers auch am Donnerstag statt. Herrentag.
Dort stellt er sein Album „Himmelfahrt“ vor, ein Mix aus Elektrorock und Chanson, Shantys und Seefahrerromantik, immer mit einem Augenzwinkern. Eigentlich spricht Roger Baptist, 45, lieber vom Männertag als vom Herren- oder Vatertag – „weil es mehr Leute anspricht“. Außerdem ist er ja kein Vater, will das auch gar nicht ändern. „Ich hab’ genug mit dem Kind Rummelsnuff zu tun.“
Mit Bollerwagen und Schnaps und Bier zieht der 45-jährige Wahlberliner nicht durch die Gegend, auch wenn er davon im neuen Song singt. „Ich seh’ so aus, als wäre ich der Sache nicht verschlossen“, sagt er. Aber Rummelsnuff, der seine Musik „derbe Strommusik“ nennt, geht lieber auf Kneipentour. Nur nicht mehr so oft wie früher. „Wenn’s flaschenweise an den Obstler geht, ist die Regeneration beeinträchtigt“, sagt er. Die Fans fordern ihn eben nach den Konzerten. Die Erfahrungen als Türsteher vorm Berghain, wo er ab und zu arbeitet, verarbeitet er im Lied „Der Türsteher“ („Lebender Schutzwall, Sexsymbol, der Türsteher ist ein Idol“). Die Fotos im CD-Heft hat Türsteher-Kollege Sven Marquardt fotografiert, auf einem Schrottplatz in Oranienburg.
4000 Kalorien nimmt Baptist täglich zu sich, um zu erhalten, was er sich antrainiert hat. Was macht nun einen Mann aus? „Nicht jedem ist große Körperkraft gegeben, doch jeder kann ein Mann sein“, sagt er. Seinen Fans steht Baptist mit Tipps zur Seite. Wie man richtig trainiert und sich gesund ernährt, oder auch, was man tun soll, wenn die Freundin weggelaufen ist. Die Diskussion ums neue Männerbild der verständnisvollen Geschlechtsgenossen mit Seitenscheitel will er nicht führen. „Es ist mal wieder Zeit für die Muskelprotze“, findet Baptist. Zeit, die Männlichkeit nach außen zu transportieren.
Baptist wohnt im ehemaligen Zwangsarbeiterlager in Niederschöneweide, dort hat er Wohnung, Studio und Kraftraum in einem Flachbau. Trotzdem geht er mehrmals die Woche ins Fitnessstudio. „Der Spiegel ist ein wichtiges Werkzeug, man will’s ja wachsen sehen“, sagt er. Zum Entspannen fährt er an die Spree östlich von Köpenick. In den heimischen CD-Player kommt vom russischen Marsch bis zum französischen Chanson „alles, was Sinn und Seele hat“. Baptist macht mehr als nur Musik. Zuletzt engagierte ihn das Regieteam Rimini Protokoll für eine moderne Adaption von Kleists Drama „Herrmannsschlacht“ als Cheruskerfürst Hermann. Ganz zur Verwunderung der Kritiker, sagt er. Nun will sich Käpt'n Rummelsnuff mehr Zeit für sich selbst nehmen. Und auch mal mit dem Boot auf der Spree schippern. Christoph Spangenberg
Releaseparty mit Rummelsnuff, Paten- brigade: Wolff, Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot, Konzert ab 19 Uhr, 10 Euro, Party ab 21 Uhr gratis, K17, Pettenkoferstr. 17a, Friedrichshain, www.k17-berlin.de
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