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Klaus Stuttmann, gezeichnet vom Meister selbst.
© Karikatur: Stuttmann

Zeitung im Salon mit drei Karikaturisten: Im Zeichnen des Terrors

2015 war ein deprimierendes Jahr. Wie man dem Weltgeschehen dennoch komische Aspekte entlockt, zeigen die Karikaturisten Klaus Stuttmann, Heiko Sakurai und Reiner Schwalme im Tagesspiegel-Salon.

Der Eiffelturm, düster, windschief, krumm gebogen von einem „Sturmtief über Frankreich“: Diese Karikatur mit der Überschrift „Terror“ zeichnete Klaus Stuttmann zu Beginn des Jahres, nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo. Er könnte sie jetzt, nach den Novemberanschlägen von Paris, wiederverwenden. Bei all dem Schrecklichen, das 2015 passiert ist, fehlt selbst einem Karikaturisten manchmal die Lust, sich neue Motive auszudenken. „Die Leute denken vielleicht, uns hüpft das Herz vor Freude, weil wir so viele Themen haben“, sagt Klaus Stuttmann. „Aber es hat etwas Merkwürdiges an sich, über solche Sachen auch noch Witze zu machen.“ Den Sensenmann etwa, den er im Januar 2015 gezeichnet hat, den „könnte man jedes Jahr bringen“: Da spaziert der Tod über Silvesterböller hinweg und verkündet frohgemut: „Also, ICH gehe ganz zuversichtlich ins Neue Jahr!“

Das Lachen bleibt im Halse stecken

Es ist schon eine schöne Tradition, dass Klaus Stuttmann jedes Jahr um diese Zeit einen Band mit den besten politischen Karikaturen des zurückliegenden Jahres veröffentlicht – und dass er ihn im Tagesspiegel-Salon vorstellt. Aber das Lachen bleibt oft im Halse stecken, wenn man den druckfrischen Band mit dem Titel „Wir schaffen das!!“, auf dem Cover eine Angela Merkel mit Heiligenschein, durchblättert (Schaltzeit-Verlag, 228 Seiten, 19,90 Euro). Zu viele deprimierende Themen haben das Jahr bestimmt: IS-Terror, Syrienkrieg, Flüchtlingsdramen, Ukraine, Griechenland. Umso hellsichtiger und entlarvender wirken Stuttmanns Karikaturen, wenn er etwa die Dresdner Stadtsilhouette voller Minarette zeichnet („Falls Pegida scheitert…“) oder zwei Kommentatoren im Angesicht einer Demo mit „Pegida“, „Dügida“, „Hogesa“-Transparenten sagen lässt: „Soll das Deutsch sein?“, „Wahrscheinlich sind es Ausländer!“ Herrlich auch das Gespräch zweier amerikanischer Waffenlobbyisten: „Eine Achtjährige wurde von einem Elfjährigen erschossen!“ – „Das kommt davon, wenn man Achtjährige ohne Waffe rumlaufen lässt!“

"Desaster über Desaster"

Im Tagesspiegel-Salon wird Klaus Stuttmann diesmal mit zwei anderen preisgekrönten Karikaturisten auftreten: mit Heiko Sakurai, der unter anderem für die „Berliner Zeitung“ und die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ zeichnet und jetzt ebenfalls einen Jahresband im Schaltzeit-Verlag veröffentlicht, unter dem Titel „Neues Land“ (176 Seiten, 17,90 Euro). Lieber als über die drängenden außenpolitischen Themen würde er politische Machtkämpfe und Parteiengezänk zeichnen, sagt Sakurai. „Aber es ist nun einmal so. Schade, dass die Opposition so klein geworden ist und kaum eine Rolle spielt.“

Ebenfalls dabei ist Reiner Schwalme, der alle zwei Wochen die große Karikatur auf der Essayseite zeichnet und Klaus Stuttmann bei Urlaub oder Krankheit vertritt. Auch Schwalme kann über das zurückliegende politische Jahr nichts Positives sagen: „Desaster über Desaster. Wenn man politisch denkt, ist man am Boden. Aber wir Karikaturisten versuchen, uns Luft zu machen.“ Für den 78-Jährigen war es persönlich dennoch ein gutes Jahr, denn er hat beim Deutschen Karikaturenpreis den geflügelten Bleistift in Gold gewonnen.

Im Gespräch mit Tagesspiegel-Redakteur und Comicexperte Lars von Törne werden die drei Zeichner darüber sprechen, wie sie es schaffen, dem Weltgeschehen auch in diesen Zeiten noch komische Aspekte zu entlocken. Und sie werden das auch gleich vorführen und live zeichnen, womöglich die Lieblingsfigur aller Karikaturisten seit mindestens zehn Jahren: Angela Merkel.

Zeitung im Salon, Dienstag, 15. Dezember, 19 Uhr, Askanischer Platz 3. Eintritt inkl. Sekt, Snack und Livepiano 18 Euro. Infos und Anmeldung hier.

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