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Stehenbleiben! Revolverspiele im Kalten Krieg, von der grausamen Wirklichkeit nur wenige Zentimeter entfernt. Auch dieses Bild ist in der Ausstellung zu sehen.
© Norbert Bunge

Mauer-Fotos: Im Schatten der Teilung

Der Tagesspiegel präsentiert bis zum 21. August im Verlagshaus eine Fotoausstellung

Die Mauer war furchtbar, sie zerschnitt Familien und Freundschaften, und für mindestens 136 Freiheitssuchende bedeutete sie den Tod. Für die Mehrheit der über drei Millionen Berliner aber bedeutete sie die Aufgabe, sich mit dem Monstrum im Alltag zu arrangieren. Davon berichten die Fotografien, die der Tagesspiegel in einer Ausstellung im Verlagshaus am Askanischen Platz bis zum 21. August zeigt: Aufnahmen von Künstlern aus verschiedenen Ländern, die den Alltag mit, neben oder auch ohne Beachtung der Mauer festgehalten haben.

Die meisten Blicke erfolgten von der Westseite aus – von Ost-Berlin war das Fotografieren der Mauer als „militärischer Anlage“ strengstens verboten. Gundula Schulze Eldowy, eine der bedeutendsten Fotokünstlerinnen der DDR, hat sich beim Blick wohl vom Dach eines Hauses auf Absperrungen und Panzersperren darum nicht gekümmert. Wie absurd die Grenzmauer sein konnte, zeigt Barbara Klemms Aufnahme von einer Tür in der Mauer. Einer Tür, durch die die Grenzwächter schlüpfen konnten, um Gebietsstreifen zu kontrollieren, die zwar „westlich“ der Mauer lagen, aber rechtlich zu Ost-Berlin zählten. In der Ausstellung, die in Kooperation mit der Galerie Argus entstanden ist, sind Fotos bekannter Künstler wie Will McBride, René Burri, Norbert Bunge oder Nelly Rau-Häring zu sehen.

Karl Ludwig Lange hat die Bernauer Straße in mehrjährigen Abständen festgehalten. Erst wurden die Wohnhäuser am Grenzverlauf vermauert, dann bis aufs Erdgeschoss abgetragen und schließlich planiert, um dem üblichen Betonwall samt dahinter gelegenem Todesstreifen Platz zu machen. Leonard Freed hat 1966 festgehalten, wie hinter dem zunächst ausgerollten Stacheldraht eine richtige Mauer aufgeschichtet wird; die allmähliche Perfektion der „Grenzsicherung“.

Familien schauen von einem der zahlreichen Holzgerüste „nach drüben“, Kinder spielen im Schatten der Mauer – und US-Präsident Kennedy schaut bei seinem historischen Berlin-Besuch vom Juni 1963 aufs Brandenburger Tor, nicht durch die Pfeiler hindurch, denn die Zwischenräume waren mit roten Fahnen verhängt.

Verlagshaus Der Tagesspiegel, Askanischer Platz 3, 10963 Berlin, Öffnungszeiten der Ausstellung: 9 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Bernhard Schulz

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