Berlinisch im Duden: Ick gloob, ick spinne!
Das Wort "Icke" kommt in den Duden. Endlich wird Berlins freier, frecher Sprech gewürdigt. Eine Glosse.
Icke kommt in den Duden! Wat sach’st du’dn dazu?
Eigentlich hätte es dieser Würdigung der Berliner Schnauze nicht mehr bedurft. Aber die Duden-Redaktion hat am Donnerstag beschlossen und verkündet: „Wir können die Aufnahme des Wortes Icke rechtfertigen.“ Bei aller Berliner Bescheidenheit (die außerhalb der tollsten Hauptstadt der Welt leider immer noch als Großkotzigkeit verfemt wird) darf man sagen: Dufte Sache!
Eine Sprache voller Zurückweisung
Das Berlinische, einst Synonym für sprachliche Verelendung, erfährt nun eine Veredelung, die dieser ruppigen Mundart eigentlich gar nicht eigen ist. Denn ehrlich gesagt ist die harte Sprache der Berliner Straße voller Begriffe der Zurückweisung. Die drei gängigsten Entgegnungen eines Berliners auf einen Gesprächsanfang (egal welchen) lauten ja: Wat willste? Ick gloob, ick spinne! Ach, hör ma uff.
Der Icke-Berliner ist ein Eckensteher
Icke steht gerne im Zentrum und lässt das andere gerne spüren, am liebsten natürlich die Zugezogenen, deren Sprache man erst recht gar nicht versteht, gell? Aber genau mit dieser Zentriertheit auf sich selbst, der Konzentration auf sein kleines Kiezhausen, aus dem heraus er sich die Welt erklärt, ja, mit dieser polyglotten Selbstbezogenheit stellt sich der Icke-Berliner unversehens selbst in die Ecke, umtost vom Verkehr einer ständig wachsenden Stadt. Ist es vielleicht deshalb kein Zufall, dass die wichtigste Zeichenfigur aus dem Berliner Milljöh ein Eckensteher ist? Und dass das Icke-Berlinern immer auch ein Akt des sprachlichen Widerstandes bleibt - ein Aufbegehren dagegen, Deutschlands einzige Metropole einzugemeinden in den Kanon des Landes? Der Berliner macht sein eigenes Ding, der Rest des Landes (und der eigenen Stadt) soll bitteschön damit klar kommen. Und wenn nicht? Dann haste Pech jehabt!
Die Sprache macht sich selbst über die Sprache lustig
Icke im Duden? Da kannste nich’ meckern. Schon, weil diese Entscheidung zum Nachdenken anregt über das Berlinische, das ein frecher, freier Sprech ist – von der Leber weg mitten ins Herz. Oft verbunden mit Sprachwitz, der sich auch über die Sprache selber lustig macht. Kieken wir also mal ins „Berlinisch“-Wörterbuch des Langenscheidt- Verlags, in dem das Berliner Ur-Wort längst vertreten ist – mit diesem schönen Spruch, den jeder Berliner Icke an jede Berliner Ecke schreiben kann:
„Ick sitze da und esse Klops.
Uff eenmal kloppts.
Ick jeh zur Tür und denk’ nanu.
Erst war se uff, jetz isse zu.
Ick mache uff und kieke,
Und wer steht draußen: Icke!“
So, an alle Fast-, Neu-, Bald- oder Möchtegern-Berliner ergeht hiermit die Aufforderung: auswendig lernen!
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