Berlin: „Ich hätte das Amt gern weitergeführt“ Alt-Polizeipräsident Georg Schertz wird 70
Der Blick zurück ist ohne Zorn: Die Auseinandersetzungen mit dem früheren Innensenator Dieter Heckelmann sind für Georg Schertz längst Vergangenheit. Der politische Streit mit dem CDUPolitiker führte 1992 dazu, dass Schertz, der heute seinen 70.
Der Blick zurück ist ohne Zorn: Die Auseinandersetzungen mit dem früheren Innensenator Dieter Heckelmann sind für Georg Schertz längst Vergangenheit. Der politische Streit mit dem CDUPolitiker führte 1992 dazu, dass Schertz, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, als Polizeipräsident zurücktrat. Mit einem weinenden Auge, wie der Jubilar sagt: „Ich hätte damals das Amt gerne weitergeführt.“ Mit Heckelmann hat sich Schertz in den vergangenen 13 Jahren nie wieder zusammengesetzt. Zwar trafen sich die Herren einige Male bei offiziellen Anlässen, aber sie grüßten sich lediglich aus der Entfernung in stummer Höflichkeit.
Der begeisterte Segler hat nun Muße, mit dem eigenen Schiff die Gewässer in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zu erkunden. Für seinen heutigen Geburtstag lädt er seine Gäste auf den Nachbau einer britischen Fregatte aus dem 19. Jahrhundert ein und lässt sich mit ihnen über Havel und Wannsee fahren.
Nach dem Rücktritt von Polizeipräsident Klaus Hübner war der frühere Richter und stellvertretende Leiter der Berliner Amtsgerichte 1987 vom damaligen Innensenator Wilhelm Kewenig ins neue Amt berufen worden. Die fünf Jahre als Polizeipräsident sind für Schertz im Rückblick „verdichtete Geschichte“: Der von Krawallen begleitete Besuch von US-Präsident Ronald Reagan im Juni 1987, der Fall der Mauer zwei Jahre später und schließlich die Wiedervereinigung der Stadt und die Zusammenlegung der beiden Polizeibehörden. „Im Rückblick sind diese Jahre meine Lebensleistung,“ sagt Schertz. Dagegen verblassen selbst seine vorausgegangenen 24 Dienstjahre als Richter.
Im Rückblick erwähnt Schertz immer wieder ein Ereignis, bei dem es – für die Polizei und ihn unerwartet – keine Krawalle gab: das KSZE-Treffen am 19. Juni 1991. Befürchtet wurden damals Ausschreitungen, aber es blieb ruhig. Für Schertz deshalb ein historisches Ereignis, weil am Tag darauf, am 20. Juni, in Bonn über die Hauptstadtfrage abgestimmt worden ist: „Wer weiß, wie die Wahl ausgegangen wäre, wenn am Abend zuvor Bilder von Straßenkämpfen und brennenden Barrikaden in Berlin im Fernsehen gesendet worden wären.“weso
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