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Der Gewinner der Berlin-Brandenburg-Meisterschaften im Poetry Slam Nick Pötter.
© szenestreifen

U20-Poetry Slam-Meisterschaften in Berlin: "Ich hab´s vor Julia Engelmann gemacht"

Nick Pötter (21) ist Berlin-Brandenburg Meister der U20-Poetry Slam-Meisterschaft 2013. In einem Café an der Warschauer Straße spricht der Berliner von versnobten Pärchen, Atmosphäre und vom „Geflashed sein“.

Warum ist Poetry Slam so in Mode gekommen?

Es hat unglaublich viele Leute erreicht in den letzten Jahren. Ich kann das zwar nur subjektiv  sagen, aber ich steh voll drauf. An Poetry Slam ist der Reiz, dass es in erster Linie anders als Kino und Theater ist. Viele Leute gehen dort hin, weil sie nicht genau wissen,  was passiert. Es kann auch echt sein, dass jemand auf die Bühne geht und einfach freestyled. Und das Publikum darf am Ende entscheiden wer gewinnt. Ich erlebe es, dass man nach dem ersten Mal total geflasht ist. Versnobte Pärchen gehen oft hin, um sagen zu können sie waren auf einer Kulturveranstaltung. 

Hast du schon Texte für den Poetry Slam geschrieben bevor es so gehypt wurde?

Ich hab’s vor Julia Engelmann gemacht. Aber es war davor auch schon ein Trend. Ich mache das jetzt seit zwei Jahren und ein paar Monaten. Ein Freund von mir hat mir nach einem Talentabend dazu geraten, der hat mich dann zu sowas mitgenommen. Also kam ich erst dazu als es schon sehr viele Slams in Deutschland gab und die Nachfrage groß war. Ich habe schon vorher geschrieben, Texte die ich entweder intelligent oder lustig fand, aber ich habe mich bis dahin nicht getraut damit an die Öffentlichkeit zu gehen.

Bist du inzwischen vor Auftritten immer noch aufgeregt?

Ja. Also es ist unterschiedlich. Es gibt Abende da bin ich routiniert, da sitze ich im Backstage-Bereich, trinke mein Freigetränk und entspanne mich. Aber manchmal ist man immer noch angespannt. Das ist vor allem bei ganz großen Sachen so, wie bei Meisterschaften oder wenn man eingeladen wird.  Da reist man dann extra an und will auch zeigen warum man eingeladen wurde.

Was ist das für ein Gefühl „abhängig“ vom Publikum zu sein?

Ich erlebe es sehr oft, dass Leute deswegen gefrustet sind. Ich geh jedes Mal so ran, dass ich den Text für mich schreibe. Und wenn es den Leuten nicht gefällt, dann ist das eben so. Mir ist es am Wichtigsten, wenn ich mit mir im Reinen bin.

Was ist ein guter Text für eine Meisterschaft?

Die beliebte Formel ist einen sehr lustigen Text zu schreiben, der dann am Ende mit einem Satz die Zuhörer extrem zum Nachdenken bringt. Aber es kommt immer darauf an, wie der Text geschrieben ist. Es kann prinzipiell alles gut angekommen, auch schwachsinnige Texte. Es kommt auch immer auf den Abend an und ist atmosphärenabhängig.

Hast du Favoriten bei der U20-Meisterschaft?

Ich kenn viele nicht, das ist auch der Reiz bei der U20-Meisterschaft. Man liest die Namen und hat sie noch nie gesehen. Aber es kann halt auch sein, dass die kommen und alles abräumen. Man hat so seine Favoriten, aber Slam ist unberechenbar.

Meister vom letzten Jahr – wie ist das?

Ich habe eine wunderschöne große Whiskey-Flasche geschenkt bekommen, 1,5 Liter. Danach haben wir die Flasche unter uns Slammern aufgeteilt und wir haben gefeiert, alle haben sich für  mich gefreut. Man wird danach extrem viel eingeladen, sogar heute noch. Aber man steht auch unter Druck, denn man muss abliefern.

Die U20-Poetry Slam-Meisterschaften finden vom 24.-27. September im Grips Theater statt. In unserer Serie haben wir mit Teilnehmern, ehemaligen Gewinnern und aktiven Autoren gesprochen. Das Programm findet ihr auf www.grips-theater.de

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Emilia Jütte, Antonia Barthel

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