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Mittendrin. Das Grand Hyatt ist zentral gelegen am Potsdamer Platz. Gerade war es noch Berlinale-Hauptquartier, jetzt reisen die Fußball-Weltmeister an. Viel mitbekommen wird man davon wohl nicht.
© Fabrizio Bensch/Reuters

Nationalmannschaft in Berlin: Hyatt am Potsdamer Platz: Das Weltmeister-Hotel

Heute trifft die Nationalmannschaft in Berlin ein. Im Hyatt am Potsdamer Platz warten schon die Fans. Ein Besuch im Hotel, das Fußballer offenbar lieben.

Wahre Fans werden sich natürlich nicht platt vor die Hoteltür postieren, um ein Autogramm zu erhaschen. Eher schon werden sie daumendrückend auf Zehenspitzen das Grand Hyatt umschleichen. Gelegenheiten sollte es genügend geben, schließlich sind die Fußballer die ganze Woche in der Stadt anlässlich des Freundschaftsspiels gegen England am Sonnabend im Olympiastadion.

Der Hotelssprecherin ist natürlich keine Bestätigungssilbe zu entlocken. Vielleicht hofft sie, mit ihrem Schweigen der Mannschaft zu noch mehr der so wichtigen Ruhe zu verhelfen. Aber da der Mannschaftsplan sowieso schon öffentlich ist, darf es als verbürgt gelten, dass die Fußballer in dem Fünf-Sterne-Haus am Potsdamer Platz absteigen.

Das hat ja inzwischen auch schon Tradition. Die Nationalmannschaft steigt hier regelmäßig ab, wenn sie in der Stadt ist, der FC Barcelona hat rund um das Champions-League-Finale hier genächtigt. Im Grand Hyatt sind sie stolz darauf, grundsätzlich ein Fußballer-Hotel zu sein, so viel darf die diskrete Sprecherin verraten. Auch die Spieler von Borussia Dortmund haben hier schon genächtigt, auch die Stuttgarter haben sich im puristischen japanisch inspirierten Ambiente mental auf die Rasengegner eingespielt.

Und jetzt herrscht ja auch wieder Ruhe dort. Erst vor wenigen Wochen, als während der Berlinale George Clooney, Meryl Streep und all die anderen Hollywood-Größen dort ihre Pressekonferenzen gegeben haben, waren täglich bis zu 3000 Journalisten im Haus. Noch brauchen sich Fußballspieler auch nicht auf die komplizierten Schachzüge einzulassen, wie sicherheitsgefährdete Präsidenten, die schon mal drei Häuser parallel buchen, um Verwirrung zu verursachen.

Ein Ballsaal für die Fitness

Dass die Fußballspieler so mitten in der Stadt wohnen, ist nicht selbstverständlich. Früher hat der DFB immer gern Randlagen gebucht für seine Stars. Als der Mannschaftsbus mit dem Kennzeichen „F“ wie Frankfurt, Heimat des Deutschen Fußball-Bundes, und „DN2000“ im Jahr 2004 nach einer längeren Berlin-Abstinenz von biblischen sieben Jahren die Nationalspieler ins Grand Hyatt entlud, schirmten Polizei und eigens gebuchte Sicherheitskräfte das Haus ab. Autogrammjäger am Frühstückstisch sind nämlich bei Profi-Fußballern höchst unerwünscht.

Während der Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land etwa sind die Spieler im Schlosshotel im Grunewald abgestiegen und haben sich im vergleichsweise plüschigen Ambiente und im großen Garten wie in Klausur für die wichtigen Spiele entspannt. Es gibt Reisebüros, die sich ganz auf Fußballspieler und ihre Reisen von Spiel zu Spiel spezialisiert haben, manche Vereine beschäftigen gar ein eigenes Büro. Die Nationalspieler wurden auch in Mainz und Düsseldorf schon in Hyatt-Hotels gesehen. Die Anforderungen sind hoch, zum Beispiel müssen Trainingsplätze gut erreichbar sein.

Nur Laien glauben freilich, dass die Spieler wegen des schönen Wellnessbereichs im obersten Stock an den Potsdamer Platz ziehen. Zwar hat man dort von der Terrasse aus einen tollen Blick über den Tiergarten, und die Entspannungs- und Fitnesseinrichtungen sind auch wirklich gut. Aber für richtige Profis wird noch etwas mehr verlangt. Die mieten glatt mal einen Ballsaal oder mindestens große Konferenzräume, um ihre eigenen Fitnessstudios dort einzurichten. Das rechtfertigt dann auch wirklich jede Diskretion, zu groß ist schließlich die Gefahr, dass sich Spione von anderen Mannschaften dort Anregungen holen.

Von Donnerstag bis Samstag legt sogar ein DJ auf

Seit einiger Zeit gehört das Grand Hyatt-Hotel der Al Rayyan Tourism and Investment (Artic) aus dem arabischen Emirat Katar, das demnächst ja auch eine Fußball-Weltmeisterschaft ausrichten soll. Einen direkten Bezug gibt es aber nicht, da Hyatt der Betreiber ist, übrigens eine der größten Hotelgruppen der Welt mit Hauptsitz in Chicago.

Normalerweise haben die Spieler ihre Hofköche dabei. Sie könnten ansonsten im „Mesa“ deutsche Tapas probieren. Das Team des Hauptrestaurants Vox hat gerade eine neue innovative Karte entwickelt. Und in der schönen Bar mit dem für elf Freunde perfekten Clubtisch legt von Donnerstag bis Samstag sogar ein DJ auf. Jeweils ab 22 Uhr kommt die Musik da von Vinylplatten. Eine Präsidentensuite mit Dampfsauna und Whirlpool gibt es natürlich auch. Ob die nun dem Trainer oder dem Torwart zusteht, war aber leider ebenfalls nicht zu erfahren.

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