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Strohut
© Imago

Reaktionen: Hut ab

Berliner Politiker zeigen sich beeindruckt von Barack Obamas Rede - und vor allem von der Anziehungskraft des amerikanischen Politikers.

Nur einer blieb kühl. FDP-Fraktionschef Martin Lindner glaubt nach dem Auftritt von Barack Obama an der Siegessäule: „Sollte er Präsident werden, werden sich die Leute wundern.“ So viel zum Thema Jubel und Euphorie. Obama, so Lindner, sei kein „linker schwarzer Popstar“, er sei ein klar konturierter amerikanischer Politiker – „Gott sei Dank“.

Lindner war beim Zusehen und Zuhören am Fernseher aufgefallen, dass der Jubel auf der Straße des 17. Juni erheblich leiser wurde, als Obama über den Krieg in Afghanistan und die Beteiligung europäischer Staaten sprach. Es seien „naive Erwartungen“, wenn das junge Berliner Publikum an der Siegessäule meine, der Demokrat habe nicht sehr amerikanisch geprägte Vorstellungen etwa von Macht- und Wirtschaftspolitik.

So skeptisch waren die Linken unter den Landespolitikern nicht. Christian Gaebler, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion, fand es angenehm, wie „entspannt“ Obama an seinen Auftritt heranging – und wie entspannt das Publikum reagierte. Gaebler hatte Obama schon zuvor, am Potsdamer Platz, gesehen – zufällig. Der SPD-Mann war auf dem Weg zur Obama-Meile, als der amerikanische Politiker in der Jogginghose vom Sport im Fitness-Studio des Hotels Ritz Carlton kam. Dass die Leute später, auf der Straße des 17. Juni, so angenehm auf Obama reagierten, erklärt Gaebler einerseits mit den Hoffnungen, die Obama weckt, andererseits mit dem Frust vieler über den amtierenden Präsidenten George W. Bush. „Viele denken eben, dass man mit den USA zusammen positiv etwas gestalten kann“, sagte Gaebler – und Obama steht für die Hoffnung, dass sich europäische und amerikanische Politik wieder annähern. Dass sich so viele vor allem junge Leute für den Auftritt interessierten, erklärt Gaebler mit der Berliner Mentalität: „Wenn in Berlin was los ist, geht man ja mal gucken.“ Mit der Veranstaltung hätten die Obama-Leute einiges riskiert – doch wären wohl in London oder Paris nie so viele Leute gekommen, vermutet der Sozialdemokrat. Gelohnt habe sich der Auftritt für Obama wie für die Stadt.

Carola Bluhm, Fraktionschefin der Linken, nahm das Masseninteresse als Ziechen für politisches Interesse junger Leute. Warum so viele kamen – darüber ist sie sich nicht sicher. Vielleicht hofften die meisten, Obama sei einer, „der die Verhältnisse zum Tanzen bringt in Amerika“ - und den wolle man dann mal gesehen haben. Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann sieht es ähnlich: Obama verkörpere alles, was mit Wechsel und Aufbruch zu tun habe – und er setze auf Gemeinsamkeit. Er habe an das Gefühl appelliert, dass „alle gemeinsam vor globalen Herausforderungen“ stünden. „Alle gemeinsam“ – das geht immer gut. wvb.

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