Klimaaktivisten mobilisieren zur Europawahl: Hunderttausende junge Menschen bei „Fridays for Future“
Mit Forderungen zur Europawahl fanden am Freitag deutschlandweit Klimademonstrationen statt. Allein in Berlin gingen rund 15.000 Teilnehmer auf die Straße.
Aufruf zum globalen Klimastreik: Am Freitag sind junge Menschen auf der ganzen Welt für eine radikale Kursänderung in der Klimapolitik auf die Straßen gegangen. Auch in Deutschland beteiligten sich in mehr als 200 Städten Schüler und Studierende an Kundgebungen – allein etwa 15.000 in Berlin. Mit Bannern und Plakaten zogen sie vom Brandenburger Tor durch das Regierungsviertel. Deutschlandweit gingen laut den Veranstaltern rund 320.000 Menschen auf die Straße. Bisheriger Rekord.
Auf die Straße für eine lebenswerte Zukunft
Die Europawahl begreifen sie als Klimawahl, die eine Neuausrichtung der Umweltpolitik ermöglichen soll. "Wir spüren alle, was in Europa auf dem Spiel steht“, sagte eine Rednerin: „Die Politiker haben uns seit 30 Jahren belogen, obwohl sie vom Klimawandel wussten. Wir müssen runter vom Sofa. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um sich zu bekennen.“
"Unsere Zukunft ist in Gefahr. Und die lassen wir uns nicht nehmen", schrieb Sprecherin Luisa Neubauer, die an der Kundgebung am Brandenburger Tor in Berlin teilnahm, bei Twitter. Weltweit sei die Botschaft der Schüler und Studenten: "So kann es nicht weiter gehen."
An den Protesten beteiligten sich auch Studierende. Ein Vertreter der Studierenden von Hochschulen und Universitäten sagte, nur "Bio zu kaufen", sei nicht genug. "Wir müssen raus aus den Hörsälen und zurück auf die Straße, damit wir eine lebenswerte Zukunft haben."
Mobilisierung vor der Europawahl
Weitere große Demonstrationen fanden am Freitag in Köln, Düsseldorf, Hamburg, Leipzig, Bielefeld und Dortmund statt. Vor der Europawahl hatten die mehr als 230 Ortsgruppen der "Fridays for Future"-Bewegung über soziale Netzwerke stark zur Teilnahme mobilisiert.
Die deutschen Proteste waren eingebettet in einen globalen Streik, der in rund 1600 Städten in weit mehr als hundert Ländern stattfinden sollte. Demonstrationen waren von Asien bis Afrika und Nordamerika geplant. In Europa standen die Aktionen wegen der Europawahl unter dem speziellen Motto #voteclimate (in etwa: Wählt für das Klima).
Inspiriert wurde die Fridays-For-Future-Bewegung von der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg. Für Deutschland legten die Initiatoren einen Maßnahmenkatalog mit Forderungen vor, um eine deutliche schnellere Reduktion von Treibhausgasen zu erreichen.
Dazu zählen unter anderem ein Kohleausstieg bereits bis 2030, die Einführung einer CO2-Steuer und das Ende von Subventionen auf fossile Brennstoffe wie Öl bereits in diesem Jahr. Bis 2034 soll die gesamte Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen erfolgen.
Schäuble unterstützt Proteste
Auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) forderte die Regierung zu einer entschlosseneren Klimapolitik auf. Er nannte die wöchentlichen Schülerproteste für das Klima "ein Mut machendes Zeichen". "Politische Führung bedeutet, auch Entscheidungen zu treffen, die Menschen in ihren persönlichen Entscheidungen einschränken", sagte er den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Bereits in den 90er Jahren habe sich Deutschland in Kyoto zu Klimazielen verpflichtet, "es geht nicht, dass man Vereinbarungen trifft, und sie dann nicht erfüllt".
Schon seit Monaten demonstrieren junge Menschen jeden Freitag fürs Klima, auch in Berlin. Zuletzt hatten sich rund 500 Personen in der Hauptstadt beteiligt.
Bei der Großdemonstration Ende März waren rund 25.000 Demonstrierende aus ganz Deutschland nach Berlin gekommen, um zusammen mit Klimaaktivistin und Protest-Initiatorin Greta Thunberg durch die Stadt zu ziehen. Sie hatte zuerst regelmäßig für mehr Klimaschutz protestiert und damit internationale Aufmerksamkeit erlangt. (epd/AFP)