Standesamt in Berlin-Mitte: Hunderte Eltern warten wochenlang auf Geburtsurkunden
Kein Kindergeld, kein Elterngeld, weder Reisepass noch Kita-Gutschein: Allein in Berlin-Mitte geht es 600 Familien so. Das Standesamt ist überlastet.
Rund acht Wochen müssen Eltern im Bezirk Mitte im Schnitt noch immer warten, bis sie die Geburtsurkunde ihres Kindes per Post erhalten. Das ist mit Abstand die längste Wartezeit in Berlin. Im vergangenen Jahr waren es sogar zwölf Wochen.
Zur Zeit fehlt noch rund 600 Familien in Mitte das wichtige Dokument, ohne das man weder Kindergeld, Elterngeld, Reisepass oder Kita-Gutschein bekommt. Zum Vergleich: In Tempelhof-Schöneberg gibt es keine Rückstände, in Pankow durchschnittlich 80 bis 100 Fälle, in Lichtenberg 220. In Charlottenburg-Wilmersdorf waren zum Stichtag 15. Januar noch 40 Vorgänge in Bearbeitung.
Diese Zahlen ergeben sich aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage der FDP-Abgeordneten Maren Jasper-Winter. Online lässt sich eine Geburt nach Bundesgesetz nicht registrieren. Berlin werde eine Bundesratsinitiative prüfen, um dies künftig digital erledigen zu können, teilte die Senatsverwaltung für Inneres mit.
"Senat lässt Bezirk vor sich 'hinwurschteln'"
„Der Senat lässt den Bezirk Mitte vor sich 'hinwurschteln', wo klar ist, dass es wie in anderen Bezirken auch in wenigen Tagen möglich ist, die Urkunden auszustellen“, kritisierte Jasper-Winter den Rückstand in der Verwaltung. Die lange Wartezeit sei „eine Zumutung“ für die Eltern.
Um die angespannte Situation in den Standesämtern zu lindern, wurden nach Angaben der Senatsverwaltung seit September 2017 insgesamt 28 junge Standesbeamte neu eingestellt. Hinzu kamen weitere sechs Regierungsinspektoren, die aus anderen Verwaltungsbereichen abgezogen wurden. Der Berliner Senat lässt seit Herbst 2017 außerdem eine sogenannte „Organisationsuntersuchung“ in den Standesämtern durchführen. Hierbei nehmen Experten alle Arbeitsabläufe unter die Lupe und versuchen, diese zu optimieren.
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