Tierhasser in Berlin: Hundehalter finden immer mehr Giftköder
Wenn in der Wurst für den Hund Rattengift steckt: Tierfreunde in Berlin sind alarmiert, vor allem am Müggelsee, Schillerpark in Wedding und Friedrichsfelde entdecken sie oft Köder von Hundehassern. Eine Facebook-Initiative sammelt nun die Fundorte.
Dass Hunde in Berlin nicht nur Freunde haben, ist spätestens seit dem Streit um den Schlachtensee bekannt. Mit Gebell und Tretminen – tatsächlich eher die Folge rücksichtsloser Herrchen und Frauchen – machen Sie sich unbeliebt. Rund 100.000 Tiere sind in Berlin gemeldet, tatsächlich könnten es mehr als doppelt so viele sein.
Über die Zahl der Hundehasser gibt es keine Statistik. Klar ist nur: Immer mehr von ihnen greifen zu kriminellen Mitteln. Allein 91 Fälle hat die Initiative „Giftköderalarm Berlin“ seit April registriert.
Auf der Facebook-Seite der Initiative können Giftköder-Fundorte abgerufen und neue Funde gemeldet werden. So wurden kürzlich am Rudower Dörferblick vermutlich mit Rattengift versetzte Mettwurststücke oberflächlich vergraben. Ausgerechnet der Hund einer Tierarztpraxis fraß einen Brocken, konnte aber rechtzeitig zum Erbrechen gebracht werden.
Auf einer Grünfläche hinter der Bushaltestelle am Kaulsdorfer Ohserring wurden mit Nägeln gespickte Köder ausgelegt und von mindestens einem Hund gefressen. Und ein besonders dreister Fall ereignete sich am 16. Juli in der Rolandstraße an der Ecke zur Elisabeth-Christinen-Straße in Niederschönhausen, wo einem Hund, den sein Frauchen ausführte, aus einem Mietshaus ein mit einem Nagel gespicktes Wurststück direkt vor die Pfoten geworfen wurde. Die Frau erstattete Anzeige.
Nicht immer konnten die Hunde gerettet werden, manche starben qualvoll. Bei der Polizei kann man keine Angaben zu den angezeigten Fällen machen. Denn Giftköderfunde, selbst dann, wenn sie zum Tod eines Hundes geführt haben oder auch Menschen gefährden könnten, werden dezentral bearbeitet und fließen neben anderen Taten als „Verstoß gegen das Tierschutzgesetz“ in die Kriminalstatistik ein. Tatverdächtige, so heißt es, seien nicht ermittelt worden.
Facebook-Initiative hat Schwerpunkte ausgemacht
Das will die Facebook-Initiative ändern. Sie wurde vom Generalsekretär der Berliner CDU, dem Bundestagsabgeordneten Kai Wegner, und dem Spandauer Fraktionsvorsitzenden der Christdemokraten, Thorsten Schatz, gegründet. Beide sind selbst Hundebesitzer. „Tiere sind Lebewesen und keine Sachen. Sie haben eine Würde und dürfen nicht heimtückisch gequält oder umgebracht werden“, sagt Wegner.
Während es einzelne Funde immer wieder im gesamten Stadtgebiet gibt, hat man besondere Schwerpunkte rund um den Müggelsee, im Weddinger Schillerpark und in Friedrichsfelde (Grünanlage zwischen Moldau- und Schwarzmeerstraße) ausgemacht, berichtet Thorsten Schatz.
CDU-Generalsekretär Kai Wegner fordert härtere Strafen
In Spandau, wo in den vergangenen Wochen wiederholt mit Nägeln gespickte Wurststücke gefunden wurden, sind am vergangenen Wochenende zahlreiche freiwillige Helfer dem Aufruf zu einer ersten, von der Initiative veranstalteten Suchaktion gefolgt, die allerdings ergebnislos verlief. Auch in anderen Bezirken sind derartige Einsätze geplant.
Kai Wegner will auch eine härtere Bestrafung von ermittelten Tätern durchsetzen. „Laut Tierschutzgesetz können Tierquäler bis zu drei Jahre ins Gefängnis geschickt werden. Aber die Abschreckung funktioniert nicht, wenn fast immer nur Geldstrafen verhängt werden. Die Richter müssen den Strafrahmen stärker ausschöpfen.“
Lesen Sie mehr unter www.giftkoederalarm-berlin.de. Hundehalter können sich im Notfall rund um die Uhr an die diensthabenden tierärztlichen Kliniken wenden.
Die Notdienste sind auf der Website der Berliner Tierärztekammer unter folgendem Link ausgewiesen:http://www.tieraerztekammer-berlin.de/notdienst/dienstbereite-kliniken.html