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Einladung zum Schummeln: so verstehen manchen die 2G-Regel.
© Axel Heimken/dpa

Laxe Kontrollen und ignorierte Regeln: Hört endlich auf mit dem 2G-Rumgetrickse!

Ungeimpft und trotzdem auf die 2G-Party – für manche scheint das eine Art Herausforderung. Für die anderen bedeutet es eine steigende Gefahr. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claudia Seiring

Kichern scheint dazu zu gehören. Zu den stolz erzählten Geschichten über die vielen Tricks, mit denen sich Impfunwillige in diesem Herbst schon in Veranstaltungen, Restaurants, Kinos und auf Partys geschmuggelt haben. Geschichten darüber, wie es ihnen gelungen ist, andere auszutricksen und eindeutige Vorgaben zu ignorieren und zu umgehen.

2G – das ist für sie keine Aufforderung zu gesellschaftlicher Verantwortung und Solidarität, sondern eine Herausforderung: Wäre doch gelacht, wenn ich nicht trotzdem irgendwie reinkomme!

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Kichern ist das Letzte, was mir einfällt, wenn ich diese Geschichten höre. Ich begreife nicht, dass sich nicht jeder und jede impfen lässt, der sich impfen lassen kann. Wer sich nicht impfen lassen will – obwohl er oder sie es von der medizinischen Indikation her könnte – hat die Konsequenzen zu tragen. Es ist schließlich eine individuelle, freie Entscheidung deren Auswirkung recht einfach und eindeutig zu erfassen ist: Wer sich nicht impfen lässt, bleibt draußen.

In anderen Ländern wird in Bars und Restaurants viel strenger kontrolliert. In Frankreich ist ohne den pass sanitaire kein Reinkommen. In Deutschland hat sich dagegen auf beiden Seiten eine Art Zwei-Klassen-Gesellschaft entwickelt. Zum einen bei den Gästen, zum anderen in den Lokalitäten: Es gibt Restaurants, die strikt kontrollieren und diejenigen abweisen, die 2G nicht erfüllen. Und die, die schon beim Nachweis beide Augen zudrücken oder gar nicht erst danach fragen.

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Restaurants und Kneipen, in denen so lax mit der elenden Pandemie umgegangen wird, meide ich. Und genieße die Atmosphäre in den anderen. Ohne Maske und großen Abstand. Fühle mich sicherer, wenn auch nicht sicher. Schließlich häufen sich die Nachrichten über sogenannte Impfdurchbrüche.

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Immer mehr Menschen erkranken, obwohl sie geimpft sind. Zum Glück meist nicht schwer. Wer für Monate seinen Geschmacks- oder Geruchssinn verloren hat, weiß, dass „nicht schwer“ nicht gleichbedeutend ist mit „leicht“. Ganz zu schweigen von denen, die trotz eines leichten Verlaufs noch ein Jahr später an Long Covid leiden.

Komplett uncool ist, wer trickst

Die Krankheit ist und bleibt ein Albtraum. Für die, die sie hatten. Und die, die sie fürchten. Deshalb gilt ja die gesellschaftliche Verantwortung in diesem Fall ganz besonders: Weil es nicht nur um die eigene, sondern um die Gesundheit aller geht. Cool ist, wer danach handelt. Komplett uncool ist, wer trickst.

Der Konflikt um die richtige Haltung reicht weit ins Private, hinein in die Familien. Da ist zum Beispiel die Tante, die zum Thema regelmäßig wiederholt, sie müsste ja sowieso irgendwann sterben, dann eben an Corona. Impfen allerdings – da habe sie ihre Vorbehalte ... Lasse ich mir von ihr beim nächsten Familienfest einen frischen PCR-Test vorlegen? Oder lade ich sie einfach gar nicht mehr ein? Was ist mit der geplanten Party, der ersten seit zwei Jahren? Eingeladen wird nur 2G. Sollen wir die Gäste am Eingang kontrollieren? Oder auf ihre Ehrlichkeit vertrauen?

Wie sehr haben wir vor einem Jahr auf einen Impfstoff gehofft und uns danach gesehnt, dadurch ein Stück Normalität zurückzugewinnen! Jetzt stellt sich heraus: Die Unsicherheit bleibt. Weil einige mit der Gesundheit aller herumtricksen.

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