Filmproduktion in Potsdam: Homeland-Crew dreht im Holländischen Viertel
Das Holländische Viertel in Potsdam spielt auch eine Rolle in „Homeland“: Es dient als Kulisse für Szenen, die in Amsterdam spielen. Gerade lief der Dreh.
Viel Arbeit hatten die Filmhandwerker bei dieser Kulisse nicht. Ein paar überklebte Straßen- und Verkehrsschilder, gelbe Nummernschilder an den Autos – und schon geht das Holländische Viertel in Potsdams Zentrum als Amsterdam durch. Die Mittelstraße heißt dann Tolstraat, und die Touristen-Wegweiser zeigen nicht den Weg nach Sanssouci, sondern zum erfundenen „Vaadeloonpark“ oder zur „Nieuwe Herengracht“. Nach Berlin drehte die „Homeland“-Crew nun in Potsdam – zur Freude vieler neugieriger Touristen und Anwohner, die unerhofft nah dabei sein konnten.
Vorbereitet wurden die Aufnahmen schon ab Montagabend, als die ersten Trucks anrollten. Am nahe gelegenen Bassinplatz parkten die Aufenthaltswagen des Filmteams und die Fahrzeuge für Garderobe und Verpflegung. An den folgenden beiden Tagen herrschte im sonst um diese Zeit verschlafenen Viertel schon geschäftiges Treiben.
Babelsberg und Potsdam Innenstadt
Filmleute schraubten an der großen Kamera, schräg gegenüber wurde ein gutes Dutzend Komparsen in die Kunst des sich unauffällig im Hintergrund Bewegens eingewiesen: Niemals in die Kamera gucken und überhaupt nur dann bewegen, wenn es das Zeichen dafür gibt.
Die Einfahrten ins Holländerviertel waren zu diesem Zeitpunkt schon gesperrt, Filmleute mit Walkie-Talkies und Knopf im Ohr unterwegs: „Good morning, how are you today?“, schallte es über die Straßen, während die Kehrmaschine noch rasch durchfegte.
Vor einem Geschäft, das von den Kulissenbauern mit Regalen voller Blumen zum Floristikgeschäft umstaffiert worden war, wurden Kleiderstangen mit Kostümen platziert und die Regiestühle aufgebaut, die keinen Zweifel daran ließen, was hier im Gange war: „Homeland Staffel fünf Berlin“ stand auf den schwarzen Stofflehnen zu lesen.
Die fünfte Staffel des TV-Thrillers mit Claire Danes in der Hauptrolle wird komplett in Deutschland gedreht – Studio Babelsberg ist dabei der ausführende Produzent. Gedreht wird seit Anfang Juni in den Studios in Babelsberg, aber auch an Originalschauplätzen in der Region: Das Team war am Potsdamer Platz in Berlin und im Stadtzentrum von Nauen unterwegs. Nun also Potsdams Innenstadt.
Gedreht wird bis Ende November
Beim Studio Babelsberg ist man über die Produktion glücklich. Nicht nur handelt es sich um die erste US-Serie, für die eine komplette Staffel im Ausland entsteht. Der Großauftrag beschert dem Unternehmen, das auf internationale Produktionen wie diese angewiesen ist, für dieses Jahr ein Stück weit Planungssicherheit: Gedreht wird sechs Monate lang noch bis Ende November – auch wenn die erste Folge der neuen Staffel in den USA bereits am 4. Oktober im Fernsehen gezeigt wird.
Laut Studio- Chef Carl L. Woebcken sind 25 Prozent der Studiokapazitäten damit ausgelastet – ein Grund, weshalb der Studio-Chef für dieses Jahr mit einem Gewinn rechnet. Im vorigen Jahr hatte Babelsberg mit einem Millionen-Minus abgeschlossen. „Homeland“ bringt auch viele Kreative aus der Region in Arbeit: Rund 700 freie Mitarbeiter hat Studio Babelsberg nach eigenen Angaben für die Produktion unter Vertrag. Allein in den Babelsberger Ateliers wurden für die Dreharbeiten sechs große Kulissen gebaut – darunter auch die Hauptquartiere des Bundesnachrichtendienstes und der CIA, wie es hieß.
Viel weiß man noch nicht von der Story
Hauptfigur Carrie Mathison will in der fünften Staffel einen Neubeginn wagen. Sie zieht nach Berlin und heuert dort bei einer privaten Firma an – wird dann aber von ihrer Vergangenheit eingeholt. Das sind die wenigen Häppchen der Story, die die Produzenten im ersten Trailer im Internet schon verraten.
Was die Ex-CIA-Agentin nach Amsterdam beziehungsweise ins Holländische Viertel treibt, darüber darf also vorerst noch spekuliert werden. Wer die Dreharbeiten am Dienstag verfolgte, wurde jedenfalls nicht schlauer. In der Szene, die am Vormittag gedreht wurde, spielte ein Taxifahrer eine Rolle: Immer wieder stieg er vor der Kreuzung aus seinem silbergrauen Mercedes mit der roten „Taxi Amsterdam“-Leuchte und suchte offensichtlich verzweifelt nach Mathison. Dabei lief er quer über die Straße, die von den am Morgen eingewiesenen Komparsen belebt wurde.
Ahnungslose Fußgänger
Das wirkte so authentisch, dass mancher Passant gar nicht bemerkte, dass es sich um Filmaufnahmen handelte. Als eine ahnungslose Fußgängerin in der Mittelstraße von einem Filmmann beiseitegerufen wurde, reagierte sie mit Blick auf die vielen anderen „Passanten“ verwundert: „Wieso, die laufen doch da auch?!“
Gegen Mittag beobachteten auch Touristen die Dreharbeiten – die meisten anliegenden Restaurants, Cafés und Geschäfte hatten regulär geöffnet. Später am Nachmittag und am frühen Abend schauten viele Potsdamer vorbei und blieben an den Absperrungen stehen. Die Anwohner im Holländischen Viertels nahmen den Dreh gelassen hin. Dass die Gegend als Amsterdam herhielt, darüber musste mancher schmunzeln: „Vor ein paar Tagen waren wir noch Rotterdam – für ,GZSZ‘.“