Finanziers verzweifelt gesucht: Holzmarkt-Projekt vor dem Aus
Für den Bau des neuen Kulturdorfs auf dem Bar-25-Gelände fehlen 2,5 Millionen Euro. Ohne das zusätzliche Geld neuer Genossen fließen die Kredite der Banken nicht. Grundeigentümer und Bezirk bleiben trotzdem gelassen.
Vier Millionen Euro braucht die Holzmarkt-Genossenschaft, um ihre Vision von einem Kunst- und Kulturdorf an den Ufern der Spree am früheren Standort der Bar 25 in Friedrichshain zu errichten – doch nur 1,5 Millionen Euro konnten die Initiatoren bisher einsammeln. „Es wird kohletechnisch eng“, heißt es in einem internen Rundschreiben, das zur Anwerbung neuer Genossen aufruft. „Bis April“ müsse das Geld da sein – „das wollen die Banken sehen, um den Löwenanteil lockerzumachen.“
Steht das ganze Vorhaben auf der Kippe? „Da besteht keine Gefahr, wir sind in keiner Weise im Verzug“, versichert Mario Husten, Vorstand der Holzmarkt- Genossenschaft, auf Anfrage. Zwar sei es richtig, dass man sich zum Ziel gesetzt habe, bis Mai vier Millionen Euro durch den Verkauf von Genossenschaftsanteilen einzusammeln. Allerdings sei der Betrieb des Clubs sowie des Restaurants auch in Provisorien möglich. Zurzeit arbeiteten die Genossen an den Plänen und dem Bauantrag. Und „dafür reicht das Geld allemal“, sagt Husten. Auf einen Zeitplan für den Bau des Dorfes wolle er sich nicht festlegen lassen. „Unsere weiteren Schritte und unsere Geschwindigkeit hängen davon ab, wie viel Geld wir einsammeln.“
Das Grundstücksgeschäft selbst ist durch den überraschenden Hilferuf der Genossen nicht infrage gestellt. Seit Januar dieses Jahres ist die Schweizer Stiftung und Pensionskasse Abendrot Eigentümerin des früheren BSR-Grundstückes am Ufer der Spree. Abendrot-Geschäftsführer Hans-Ulrich Stauffer gibt sich gelassen: „Wir haben keine Sorgen, dass am Holzmarkt etwas anbrennt.“ Wenn die Genossenschaft mehr Zeit brauche, um das Kapital für die Errichtung des Dorfes einzusammeln, „dann wird eben etwas langsamer gebaut“, sagt er.
Dass die neuen Schweizer Grundeigentümer sich wenig Sorgen machen, liegt auch daran, dass die Stiftung das Baufeld in drei Parzellen aufgeteilt hat, die jeweils an verschiedene Pächter vergeben werden. Die Restaurant- und Clubbetreiber vom Kater Holzig, Initiatoren der Holzmarkt-Genossenschaft, erhalten zwar die größte Parzelle. Wirtschaftlich betrachtet handelt es sich dabei aber um das Areal mit dem geringsten Risiko, weil dort am wenigsten gebaut werden darf: Der Stadtgarten „Mörchenpark“ sowie der breite Uferstreifen bleiben völlig unbebaut. Über die Errichtung eines Hotels auf der zweiten Parzelle verhandle die Stiftung bereits mit anderen Interessenten. Namen von Bauträgern seien auch schon im Spiel, um die Studentenwohnungen auf der dritten Parzelle zu errichten, heißt es bei der Schweizer Pensionskasse. Die Geldnöte der Genossen wirkten sich „allenfalls auf die Geschwindigkeit aus, in der das Dorf entstehen wird“.
Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) sagt: „Ich habe keine Signale bekommen, dass da etwas schiefläuft“. Die Genossenschaft habe für ihre Pläne Ende vergangenen Jahres einen „positiven Bauvorbescheid“ erhalten. Schulz rechnet damit, dass im ersten Quartal dieses Jahres eine Baugenehmigung beantragt wird. Sollte der stattgegeben werden, zwinge das die Genossen aber nicht dazu, sofort mit dem Bau zu beginnen – Provisorien und Zwischennutzungen seien möglich. Schulz befürwortet die bisherige Planung der Genossenschaft, die mit einer Fülle innovativer Ideen auftrumpfe. Dazu zähle etwa der Bau eines begrünten Restaurants am Uferweg, das wie ein Hügel mit dem Park verschmelze – Passanten stiegen Gastronomen und ihren Kunden gleichsam aufs Dach.
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