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Berlin: Hoch über Wannsee hinweg

Die Flugrouten sollen nun doch über die Stadt führen. Der Müggelsee wird niedriger überquert

Erleichterung und Enttäuschung: Nach der Vorstellung der von der Deutschen Flugsicherung (DFS) geplanten Routen für den künftigen Flughafen in Schönefeld gab es am Montag unterschiedliche Reaktionen. Überwiegend zufrieden war man im Berliner Südwesten, betroffen dagegen rund um den Müggelsee, über den Maschinen donnern sollen. Zwar soll auch Wannsee überflogen werden, aber in einer solchen Höhe, dass der Lärm nicht als belastend eingestuft wird. Die ursprünglichen Routen, die die DFS im vergangenen Jahr vorgeschlagen hatte, und die einen noch nie dagewesenen Proteststurm ausgelöst hatten, sind weitgehend vom Tisch.

Bei Westwind fliegen die Piloten nach den neuen Plänen von der Nordbahn aus zunächst geradeaus und nicht, wie zunächst vorgesehen, in einer Kurve über Lichtenrade. Etwa drei Kilometer nordwestlich von Ludwigsfelde sollen Flugzeuge mit Zielen im Osten hier eine Rechtskurve machen und zwischen Berlin und Potsdam fliegen – vorausgesetzt, sie erreichen am Abdrehpunkt eine Höhe von 5000 Fuß (1,5 Kilometer). Über Wannsee müssen sie dann auf 8000 Fuß (2,4 Kilometer) gestiegen sein. Diese Routen sollen zur Eröffnung des Flughafens knapp 50 Flugzeuge pro Tag nutzen. Schwere Maschinen, die die geforderte Höhe nicht so schnell erreichen, umfliegen Potsdam westlich und legen sich dann in die Kurve gen Osten. Auch Richtung Norden und Nordosten geht es westlich an Potsdam vorbei.

Alle Flugzeuge so zu führen und den Überflug über Wannsee und das weitere Stadtgebiet zu vermeiden, würde zu einer erhöhten Umweltbelastung führen und die Zahl der Betroffenen nicht verändern, sagte der Berlin-Chef der Flugsicherung, Hans Niebergall.

Bei Weststarts von der Südbahn knickt die Route nach dem Abheben um 15 Grad ab. Die Ideallinie soll zwischen Blankenfelde und Rangsdorf nordwestlich am Rangsdorfer See, einem Naturschutzgebiet, vorbeiführen. Richtung Osten drehen die Piloten dann ab und fliegen Richtung Königs Wusterhausen.

Bei Ostwind bleibt es nach dem Abheben von der Nordbahn bei Zielen im Osten beim Geradeausflug bis Erkner. Um die Bewohner zu entlasten, sollen Maschinen Richtung Westen schon vorher abdrehen und in einer Höhe von mindestens 3500 Fuß (1,06 Kilometer) den Müggelsee überqueren. Solche Flüge soll es rund 120 Mal am Tag geben. Maschinen, die diese Höhe nicht erreichen, biegen erst nach Erkner ab.

Bei Starts von der Südbahn sollen die Piloten schnell nach Süden abbiegen, um Zeuthen nicht überfliegen zu müssen. Diese Variante, von dem Piloten Marcel Hoffmann vorgeschlagen, sei anspruchsvoll, aber möglich, sagte Niebergall. Maschinen, die dafür nicht geeignet seien, müssen dagegen über Zeuthen fliegen. Hier rechnet die DFS mit vier Flügen pro Tag bei Ostwind.

Bei Landeanflügen führt die DFS bei Ostwind Flugzeuge aus dem Norden und Osten westlich an Potsdam vorbei; Berlin wird nicht überflogen. Auch bei Anflügen aus Osten wird Berlin umkurvt.

Die Vorsitzende der Fluglärmkommission, Kathrin Schneider, erwartet bis zur nächsten Sitzung am 26. September noch Nachbesserungen von der DFS. Zufrieden ist der Zehlendorfer CDU-Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann. Wellmann war zuvor mehrfach mit dem Staatssekretär Klaus-Dieter Scheurle aus dem Verkehrsministerium im „Feldeinsatz“, um an Ort und Stelle den Lärm zu registrieren. Nur so sei es möglich gewesen, die DFS zu dem jetzt vorgelegten Kompromiss zu bringen. Außerdem sei zugesagt worden, die Auswirkungen der Routen nach einem Jahr zu prüfen.

Die Vorsitzende einer der ersten Bürgerinitiativen gegen die ursprünglichen Routenpläne, Marela Bone-Winkel, sagte, statt wenige Menschen dem kompletten Lärm auszusetzen, müssten jetzt alle etwas Lärm ertragen. Markus Peichel von den Potsdamer Initiativen bezeichnete den Vorschlag als das geringere Übel, es sei aber nach wie vor klar, dass Schönefeld der falsche Standort sei. Für Michael Lippoldt aus Kleinmachnow sind die nun geplanten Routen dagegen der „größte anzunehmende Unfall für die Region“. Und der Rangsdorfer Vertreter Robert Nicolai sieht darin den „maximalen Fluglärm–Gau“.

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