Bunker am Anhalter Bahnhof: Hitlers Arbeitszimmer
Am Anhalter Bahnhof wird der Bunker Adolf Hitlers unterirdisch nachgebaut. Mit den dort geplanten Ausstellungen soll vor allem aufgeklärt werden.
In der Nacht zum 1. Mai 1945 kommt ein SS-Offizier in den Bunker am Anhalter Bahnhof und teilt dem Bunkerarzt knapp mit: "Wir fluten jetzt." Es ist der Versuch der Nazis, in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs die Sowjetarmee aufzuhalten. Das bedeutet: 12.000 Menschen, vor allem Frauen und Kinder, müssen den Anhalter Bunker sofort verlassen. Durch hüfthohes Wasser waten sie vom Bunker durch Tunnel zum Anhalter Bahnhof und weiter durch die S-Bahn-Schächte zum Brandenburger Tor. Als sie wieder über der Erde sind, geraten sie in die letzten Kämpfe zwischen Deutschen und Russen.
Geschichten wie diese erzählt Wieland Giebel ganz ruhig, ganz sachlich. Er hat die neue Ausstellung "Dokumentation Führerbunker" konzipiert, die am Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Der Anhalter Bunker, der die Dokumentation beherbergt, bot tatsächlich der Bevölkerung auf fünf Etagen Schutz – allerdings nur der "arischen". Der historische "Führerbunker" war dagegen einen Kilometer Luftlinie entfernt an der Wilhelmstraße in Berlin-Mitte.
Im April startet die Ausstellung "Hitler und das Dritte Reich"
Enno Lenze, seit 2014 Besitzer des Anhalter Bunkers, hat nach mehr als 20 Jahren das Gruselkabinett unter der Erde geschlossen. Die Show mit Horrormasken und Folterwerkzeugen lief einfach nicht mehr. Außerdem haben Lenze und sein Mitstreiter Giebel vom gemeinnützigen Verein Historiale Höheres im Sinn: Sie wollen mit der "Dokumentation Führerbunker" und der für April 2017 geplanten Ausstellung "Hitler und das Dritte Reich – wie konnte es geschehen?" aufklären. Wie nötig das ist, erfährt Lenze immer wieder, wenn er Touristen und Einheimische durch den Bunker führt: "Dann kommt schon mal die Frage: Wo sind denn hier die Gaskammern?" Da gerieten Opfer und Täter leicht durcheinander. Und gerade wenn er sich die Wahlergebnisse in Deutschland und Europa so anschaue, sei es ihm um so wichtiger, über den Nationalsozialismus zu informieren: "Heute sind es die gleichen Parolen wie vor 80 Jahren. Man muss wissen: Das Dritte Reich ist auch nicht mit dem Holocaust losgegangen."
Dass alte und neue Nazis ausschließlich das originalgetreu nachgebaute Arbeits- und Wohnzimmer aus dem "Führerbunker" anschauen, weiß Lenze zu verhindern: Unter die Erde kommt nur, wer die 90-minütige Führung für zwölf Euro bucht. "Zehn Minuten Hitler-Tourismus machen wir nicht. Die Leute müssen sich ganz viele Fakten von Leuten wie mir anhören", sagt Lenze vor einer Wand mit historischen Fotos, "das schreckt Neonazis ab". Das gelte auch für die Bilder von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels und seiner Familie. Gerade der nach seinem Selbstmord verbrannte Goebbels sehe aus wie ein Brathähnchen. "Da kann jeder sehen, wohin diese Ideologie geführt hat."
Ein Modell des "Führerbunkers" im Maßstab 1:25
Die Ausstellung zeigt ein Modell des gesamten "Führerbunkers" im Maßstab 1:25, Bilder vom Filmset zu "Der Untergang" und sehr viele Originalfotos aus den letzten Kriegstagen und vom Bunker an der Wilhelmstraße, den die Sowjets mit wenig Erfolg 1947 zu sprengen versuchten. Die 3,60 Meter dicke Betondecke bewegte sich nur um 40 Zentimeter. 1959 schütteten sie den Bunker zu.
Auch heute noch gruselig ist Hitlers Wohn- und Arbeitszimmer. Während sich im nahen Anhalter Bunker fünf Menschen auf einem Quadratmeter quetschten, hatte Hitler ein Sofa, Sessel und ein Porträt in Öl von Friedrich dem Großen über dem Schreibtisch. Auf dem Tisch steht auch eine kleine Bronzeplastik von Blondi, Hitlers Schäferhündin. Nebenan in der Ausstellung hängt ein großes Glamourfoto von beiden. Darunter eines der toten Blondi in den Trümmern des Bunkers. Hitler hatte an der Hündin ausprobiert, ob seine Zyankalikapseln auch wirken. Das taten sie offensichtlich. So zerbiss er eine davon und schoss sich zusätzlich noch in den Kopf. Er wollte ganz sicher gehen.
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