Verkehr in Berlin: Hin und Her um den Kauf neuer Trams
Verkehrssenatorin Regine Günther war anfangs gegen den Erwarb neuer Straßenbahnen. Doch nun stimmte sie dem Plan zu.
Verkehrte Welt. Ausgerechnet die von den Grünen in den Senat geschickte Verkehrssenatorin Regine Günther wollte nach Tagesspiegel-Informationen auf der jüngsten Sitzung des BVG-Aufsichtsrats gegen den Kauf weiterer Straßenbahnen stimmen. Sie vertrat dort ihren Staatssekretär Jens-Holger Kirchner, der krank ist. Erst nach längeren Vorgesprächen mit der Aufsichtsratsvorsitzenden, der Wirtschaftssenatorin Ramona Pop, und BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta habe sich Günther umstimmen lassen, heißt es in Teilnehmerkreisen.
Günther sagte auf Anfrage, sie habe vor der Sitzung noch Fragen gehabt, die in den Gesprächen vor der Sitzung auch beantwortet worden seien. Danach habe sie dem Kauf zugestimmt. Dem Vernehmen nach störte sich Günther an den Kosten, die ihr zu hoch gewesen sein sollen. Die BVG will für 74,1 Millionen Euro weitere Flexity-Straßenbahnen bei Bombardier bestellen. Der abgeschlossene Vertrag sehe dies vor, heißt es. Eine Ausschreibung sei deshalb nicht erforderlich. Bisher hat die BVG aus dem Vertrag von 2006 insgesamt 210 Fahrzeuge bestellt, die letzte Bahn aus diesem Rahmenvertrag soll 2020 geliefert werden.
Auf Unverständnis im Aufsichtsrat stieß Günthers anfängliche Ablehnung auch, weil der von ihrer Verwaltung erarbeitete Nahverkehrsplan den Bau neuer Straßenbahn-Strecken vorsieht. Und für mehr Gleiskilometer sind auch mehr Bahnen erforderlich. Die bisherigen Bestellungen ersetzten zu einem großen Teil die alten Fahrzeuge aus DDR-Zeiten, die ausgemustert werden mussten.
Auf Zuwachs setzt der Aufsichtsrat auch bei der U-Bahn. Nach Tagesspiegel-Informationen hat er bei der ersten Lieferung der vorgesehenen Bestellung von insgesamt 1500 Wagen bis 2030 die Zahl bei den sogenannten Kleinprofillinien U 1 bis U 4, deren Tunnel und Fahrzeuge schmaler sind als bei den anderen, Großprofil genannten Linien, von 182 Wagen auf 262 Wagen erhöht, fürs Großprofil steigt die Zahl von 264 auf 344. Wer die Bahnen liefern wird, steht noch nicht fest. Der Hersteller wird per Ausschreibung gesucht. Im Rennen sind dem Vernehmen nach Alstom, Bombardier/Siemens und Stadler.