Archäologie: "Himmelsscheibe von Nebra" kommt nach Berlin
Seit zehn Jahren ist das mysteriöse Artefakt nichtmehr ausgeliehen worden. Ab September wird es im Martin-Gropius-Bau zusehen sein.
Der Himmel ist eine Scheibe. Jedenfalls sahen sich unsere Altvorderen – so um die 3600 Jahre liegt das zurück – zu einer scheibenförmigen Darstellung des Himmelsgewölbes gezwungen, die technischen Möglichkeiten waren damals ja noch arg begrenzt.
Gleichwohl haben sich Archäologen wie Astronomen schon intensiv den Kopf darüber zerbrochen, wie dieses Ding wohl zu deuten sei, das im Sommer 1999 von Raubgräbern nahe der Stadt Nebra in Sachsen-Anhalt gemeinsam mit weiteren Artefakten ausgebuddelt wurde: eine kreisrunde, grünlich schimmernde Bronzeplatte, etwa 32 Zentimeter im Durchmesser und bis zu 4,4 Millimeter dick. Intarsiengleich waren Goldplättchen eingelegt worden – offenbar Sonne, Mond und Sterne, eine Art Himmelskalender vielleicht, zumindest eine Darstellung astronomischer Phänomene, das ahnt man beim ersten Anblick.
Die Himmelsscheibe wird in Berlin ab September 2018 zusehen sein
Die „Himmelsscheibe von Nebra“, wie sie nun allenthalben heißt, gehört seit 2013 zum Unesco-Weltdokumentenerbe und ist seit dem Jahr 2008 im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle/Saale ausgestellt. In absehbarer Zeit wird sie aber für sechs Wochen auch in Berlin zu sehen sein.
Denn erstmals seit zehn Jahren – davor wurde sie schon in der Schweiz, Österreich und Dänemark gezeigt – geht die Himmelsscheibe wieder auf Reisen, um in der Zeit vom 21. September bis Anfang November 2018 die Ausstellung „Bewegte Zeiten – Archäologie in Deutschland“ im Martin-Gropius-Bau in der Niederkirchnerstraße zu zieren.
„Das ist ein Novum, weil die Himmelsscheibe sonst nicht ausgeliehen wird. Aber bei den besten Funden Deutschlands darf sie natürlich nicht fehlen,“ sagte der Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin, Matthias Wemhoff.
Die Berliner Schau soll insgesamt bis zum 6. Januar 2019 laufen. Gezeigt werden die spektakulärsten Stücke aus allen 16 Bundesländern, 3000 Fundobjekte insgesamt. Die Ausstellung wird nicht chronologisch, sondern nach vier Themengebiete geordnet sein, heißt es in der Ankündigung.
Dazu gehören Wanderung, Konflikt, Waren- sowie Ideenaustausch. „Die Schau soll deutlich machen, dass Europa immer vernetzt war und nur als Gesamtheit von Kultur- und Wirtschaftsraum zu begreifen ist“, sagte Wemhoff.
Die Ausstellung in Berlin ist nach 1975 und 2003 die dritte nationale Schau dieser Art. Anlass ist das Europäische Kulturerbejahr 2018. ac/dpa
Andreas Conrad
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