Die Erdbeerernte hat begonnen: Hier kann man selber pflücken
In ganz Brandenburg wurden im vergangenen Jahr rund 3500 Tonnen Erdbeeren geerntet. Auf vielen Höfen können Besucher aber auch selber pflücken.
Rot leuchtet es auf den Feldern von Günter Schultz. Nach dem Start der Brandenburger Erdbeersaison erwartet der Obstbauer wieder zahlreiche Menschen, die sich aufs Feld hocken und eine rote Beere nach der anderen in ihre Körbe legen. „Alles, was Beine hat, kommt her“, sagt Günter Schultz. „Die Leute fragen schon seit Wochen immer wieder nach, wann es denn endlich losgeht.“ Die meisten seiner Besucher kommen mit dem Auto oder Fahrrad aus der näheren Umgebung zum Erdbeerpflücken – einige schon seit Jahrzehnten. Bis zu 100 Körbe tragen die Besucher an einem durchschnittlichen Wochenende vom Felde.
Um die Saison zu verlängern, lässt der 69-jährige Schultz seine Pflanzen unter Lochfolien wachsen. So sind sie auf seinem Hof in beinahe jedem Stadium zu finden: Am Rand stehen ein paar Pflanzen noch in voller Blüte, daneben folgen die Reihen der reifen roten Beeren. Die Sträucher in den angrenzenden Gewächshäusern wiederum sind schon beinahe vollständig abgeerntet. Die Gewächshaus-Erdbeeren verkauft Schultz auf Wochenmärkten in der Umgebung, die Früchte auf dem Feld jedoch sind für die Selbstpflücker reserviert.
In ganz Brandenburg wurden im vergangenen Jahr rund 3500 Tonnen Erdbeeren geerntet. Nach Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern hat Brandenburg mit 400 Hektar die drittgrößte Anbaufläche in Ostdeutschland. Bundesweit steht Niedersachsen mit 4000 Hektar an der Spitze. Dieses Jahr verzögerten die Frosteinbrüche im April die Erdbeerernte in vielen Regionen. Aufgrund des verringerten Angebots werden die Preise in diesem Jahr vermutlich etwas höher sein als 2016.
Der Nachtfrost, der auch viele Werderaner Bauern um große Teile ihrer diesjährigen Obsternte gebracht hat, konnte den Erdbeeren zum Glück kaum etwas anhaben. Es seien nur vereinzelte Blüten erfroren, der Gesamtertrag werde sich aber kaum von den Vorjahren unterscheiden, sagt der Obstbauer. Gegen ungünstige Witterung haben Schultz und seine Mitarbeiter ein Notfallprogramm parat: „Sobald sich Gewitter oder Hagel ankündigen, gehen wir los und ziehen die Schutzfolie drüber.“ So entsteht ein Dach, das die Pflanzen gegen harte Niederschlägen und Kälte abschirmt.
Zusätzlich reguliert der Obstbauer die Reifestadien seiner Früchte mit schwarzen und weißen Folien, die direkt auf dem Erdreich aufliegen. In der Folie befinden sich Löcher, durch die die Pflanzentriebe ans Licht gelangen. Je nach Farbe der Folie zieht der Boden Wärme an oder strahlt sie ab – so sorgt Schultz dafür, dass die Früchte früher oder später reifen und es die ganze Saison über etwas zum Selbstpflücken gibt.
Zur Blütenbestäubung kauft Schultz’ Sohn Michael jedes Jahr Hummelkästen. Und von wegen Bienenfleiß: „Hummeln fliegen schon bei Temperaturen ab zwei Grad, Bienen erst ab acht bis zehn Grad“, sagt Michael Schultz. Mit Unterstützung der Hummeln kann er somit die Bestäubung der Pflanzen vorverlegen. Die Kästen, in denen sich Hummelnester befinden, stellt Michael Schultz neben dem Feld auf: „Die Hummeln fliegen dann nicht weg, sondern kehren immer wieder in ihr Zuhause zurück. Durch Insekten und Folien kann der Ertrag ohne chemische Pflanzenschutzmittel verbessert werden.
Die Erdbeeren auf dem etwa einen Hektar großen Feld der Familie Schultz gehören größtenteils zur ertragreichen Sorte „Elsanta!“: bis zu 30 Tonnen auf einem Hektar Land. Mit jedem Jahr verliert die Erde allerdings an Nährstoffen. Spätestens nach drei Jahren muss ein anderes Feld für Erdbeeren genutzt werden. Oder der Bauer erneuert den Boden. Bei Schultz ist es im nächsten Jahr so weit. Neben der „Elsanta“ baut Schultz auch weitaus weniger ertragreiche ältere Sorten an – wie die „Senga Sengana“ oder die „Mieze Schindler“. „Wegen ihres guten Geschmacks werden alte Sorten wieder beliebter“, sagt Günter Schultz.Die Sorte Mieze Schindler etwa wurde 1925 von Otto Schindler, dem damaligen Leiter einer botanischen Versuchsanstalt im sächsischen Pillnitz, gezüchtet. Und Mieze war der Kosename seiner Ehefrau. Wie die Mieze Schindler bringt auch die Senga Sengana keine großen Erträge. Günter Schultz erinnert sich aber, dass schon seine Eltern und Großeltern große Mühen auf sich nahmen, um die Sorte in den späten 50er und frühen 60er Jahren aus West-Berlin nach Werder zu holen. Die ursprünglich aus Hamburg stammende Sorte hat viel besser geschmeckt als die Erdbeeren, die in der DDR erhältlich waren.
Schultzens Siedlerhof, Werder (Havel), Ortsteil Elisabethhöhe, Karl-Liebknecht-Straße 17, Telefon (0177)2666367
Tipps und Adressen zum Selberpflücken
Angebote zum Selbstpflücken gibt es viele. Es empfehlt sich nachzufragen, ob die Ernte bereits begonnen hat. Hier eine Auswahl:
Beerengarten Gatow, Gatower Straße, Abzweig Straße 265, Telefon
(03301) 57 51 00
Obsthof Wels, Werder (Havel), Ortsteil Glindow, Ziemensstraße, Telefon (03327) 66 95 40.
Obsthof Lindicke, Werder (Havel), Plessower Eck 1, an der Bundesstraße 1 (03327) 456 24.
Spargelhof Klaistow, Beelitz, Ortsteil Klaistow, Glindower Straße 28, (033206) 61070
Jakobs-Hof Schäpe, Beelitz, Ortsteil Schäpe, Schäpe 21,
(033204) 41970, Selbstpflücker sollten sich im Hofladen melden.
Obstgut Müller, Altlandsberg, Ortsteil Wesendahl, Dorfstraße 1,
(03341) 215856
Neumanns Erntegarten, Potsdam, Am Heineberg 2, (0152) 320 142 08
Selbstpflückeparadies Elisenau, Ahrensfelde, Ortsteil Blumberg-Elisenau, Helenenauer Weg 2,
(03338) 75 71 311
Hofladen Falkensee, Dallgow-Döberitz, Dallgower Straße 1,
(033 22) 22 462
Erdbeeren sollten erst kurz vor dem Verzehr gewaschen werden – so bleiben sie länger frisch. Dazu sollten die Früchte in einem vollgelaufenen Spülbecken gebadet werden. Ein harter Wasserstrahl zerstört die empfindliche Oberfläche der Früchte.
Julia Frese