Rolling Stones in Berlin: Heute rollen sie wieder in der Waldbühne
Die Rolling Stones sind in Berlin gelandet, heute Abend spielen sie in der Waldbühne – so wie bei ihrer Berlin-Premiere 1965. Die Arena war damals dann auf Jahre hin nicht mehr zu gebrauchen.
Es ist üblich und nur angemessen, dass während der Eröffnungsgala der Berlinale Ruhe herrscht draußen auf den Gängen. Nicht so am 7. Februar 2008. Dieter Kosslick machte seine Späßchen mit Moderatorin Katrin Bauerfeind, anfangs ohne akustische Nebengeräusche von draußen, aber plötzlich wurde es dort auf der rechten Seite unruhig, Lachen, Gerede, Stimmengewirr in ungebührlicher Lautstärke. Manch einer hat irritiert geguckt, aber die Urheber der Unruhe, die dann wenig später hereindrängten, erklärten alles und haben jeden versöhnt: Mick, Keith, Ron und Charlie leibhaftig, und Marty war natürlich auch da – schließlich hieß der Eröffnungsfilm „Shine A Light“, Martin Scorseses Konzertfilm mit den Rolling Stones.
Legendäres erstes Konzert in 1965
Eine kleine Unruhe während ihrer Gala? Da haben die Stones schon ganz anderes bewirkt in Berlin. Ja, ihr erster Besuch in der Stadt, beim Waldbühnen-Konzert am 15. September 1965, am selben Ort, wo sie an diesem Dienstag wieder spielen, gehört zu den Legenden der Berliner Rockgeschichte. 1958 hatten „Halbstarke“, wie das damals hieß, den Sportpalast beim Konzert von Bill Hailey zerlegt, diesmal war die Waldbühne dran.
In der Polizeihistorischen Sammlung – die „Welt am Sonntag“ hat da anlässlich des morgigen Konzerts nachgegraben - finden sich noch die Akten des Polizeieinsatzes, der nicht nur ein präzises Bild des Ablaufes gibt, das sich mit der damaligen Berichterstattung, etwa im Tagesspiegel, weitgehend deckt. Die Polizeiberichte zeigen zugleich, wie fremd sich der traditionelle Staat und die der neuen Rockkultur folgende Jugend gegenüberstanden.
Die „Bravo“ hatte zu dem Konzert geladen, die Stones, damals noch mit Brian Jones und Bill Wyman, waren der Haupt-Act, ihr Auftritt nur auf eine halbe Stunde terminiert. Aber bereits nach 20 Minuten war wieder Schluss. Schon während des Auftritts hatten Fans versucht, die Bühne zu stürmen, Feuerwerkskörper wurden gezündet, die Polizei griff ein.
Karten-Vorverkauf war schnell vorbei
Als dann klar wurde, dass die Band nach der Unterbrechung nicht auf die Bühne zurückkehren würde, wurden Wut und Enttäuschung übergroß, mit der Folge, dass die Waldbühne auf Jahre hin nicht mehr zu gebrauchen war. „Pilzleuchten, Hydranten, die gesamte Rasenfläche, der größte Teil der Holzzäune und des eisernen Geländers, 70 bis 80 Prozent der Sitzgelegenheiten mussten dran glauben“, berichtete hinterher der Tagesspiegel und bilanzierte 85 Festnahmen und 87 Verletzte.
All dies ist heute nicht zu befürchten, wenn die Stones auf der „14 on Fire“-Tournee ihr erstes von zwei Deutschland-Konzerten geben. Mick Jagger, Charlie Watts (73), Keith Richards (70) und Ron Wood (67) landeten am Montagnachmittag in Berlin, sie sollen zwei ganze Etagen im Adlon gemietet haben. Angeblich reisen sie mit 70 LKWs Gepäck - inklusive Möbeln und Teppiche.
Der Vorverkauf für das Berliner Konzert hatte im März begonnen – und war nach acht Minuten schon wieder vorbei: 20 000 Tickets waren verkauft. Das beflügelt den Schwarzmarkt, auch gestern wurden im Internet noch Karten zu allerdings sehr unterschiedlichen Preisen angeboten. darunter bei Ebay auch zwei „VIP-Tickets“ für 1349 Euro. Irgendwie verständlich. Könnte es doch das letzte Stones-Konzert in der Stadt sein. Immerhin wird der gute Mick bald 71 Jahr alt.