Berlin: "Herbert Grönemeyer singt auf meinem Balkon" - Nachbarn der Veranstaltungsorte klagen über Lärm
Rockstar Tina Turner hat wohl Fans in der Senatsumweltverwaltung. Oder zumindest gibt es dort Beamte, die wissen, dass Auftritte der Sängerin zehntausende Besucher anlocken.
Rockstar Tina Turner hat wohl Fans in der Senatsumweltverwaltung. Oder zumindest gibt es dort Beamte, die wissen, dass Auftritte der Sängerin zehntausende Besucher anlocken. Daher soll das Konzert am 21. Juli ausnahmsweise auf dem Maifeld im Olympiagelände stattfinden dürfen. Zwar gilt die kaum abgeschirmte Freifläche in der Behörde als ungeeignet für laute Veranstaltungen, aber das Olympiastadion kann wegen des bevorstehenden Umbaus vorerst nicht mehr für Konzerte genutzt werden. Und die Waldbühne bietet zu wenig Plätze für das erwartete Großereignis. Noch ist die Maifeld-Nutzung nicht genehmigt, doch wurde am Mittwochabend bei einer Veranstaltung der Umweltbehörde bekannt, dass die "Leitung des Hauses" die Erlaubnis erteilen wolle.
Anwohner aus Straßen nahe der Waldbühne, dem Olympiastadion und dem Maifeld beschweren sich immer wieder über Lärm. Das Tina-Turner-Konzert könne man als Ausnahme hinnehmen, meinten nun die 16 Anwesenden. Das Problem sei vielmehr die Regelmäßigkeit der Belastung. Zu den beiden Herbert-Grönemeyer-Konzerten im vorigen Sommer sagte eine Anwohnerin: "Grönemeyer hat nicht in der Waldbühne gespielt. Er sang auf meinem Balkon." Inklusive der Hertha-Spiele im Olympiastadion habe es im Vorjahr 42 Mal erheblichen Krach gegeben, rechnete ein Beschwerdeführer vor. Mit am schlimmsten seien nächtliche Feuerwerke. Der Vertreter der Umweltbehörde, Reinhard Schröder vom Referat für Lärmbekämpfung, stimmte zu: Auch er würde "die Zahl der Feuerwerke am liebsten gegen Null tendieren" lassen. Dies sei jedoch nicht die offizielle Haltung der Umweltbehörde unter Senator Peter Strieder (SPD).
Für die Waldbühne bekommt der Veranstalter "concert concept" jährlich maximal 18 Ausnahmen von der Lärmschutzverordnung genehmigt. Mit dem Tina-Turner-Konzert auf dem Maifeld würden diesmal allerdings 19 Ausnahmen nötig. Die Firma plädiert für eine geänderte Zählweise: Die Klassik-Konzerte seien so leise, dass man dafür gar keine Ausnahmeerlaubnis brauche. Behördenvertreter Schröder ließ seine Haltung offen: "Darüber müssen wir jetzt entscheiden." Ein "concert concept"-Manager betonte, die Firma achte strikt auf den Lärmschutz. So habe man beim Konzert der Band "Metallica" um Punkt 22 Uhr die Lautstärke gesenkt - und dafür "böse Pressekritiken geerntet". Bei jeder Veranstaltung würden Schallpegel gemessen und die Daten der Umweltbehörde zugeleitet.
Zufrieden sind die Anwohner über die Absperrung von Wohnstraßen während Veranstaltungen in der Waldbühne. Die Maßnahme, die von der Senatsverkehrsverwaltung auf ihre Beschwerden hin veranlasst wurde, habe eine erhebliche Entlastung gebracht.
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