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Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller.
© imago/ZUMA Press

Reaktionen auf Schüsse von München: Henkel und Müller warnen vor Spekulationen

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller warnt vor voreiligen Spekulationen über die Hintergründe. CSD-Veranstalter riefen zur Teilnahme in Berlin auf.

Nach dem Anschlag in München steht die Polizei auch in Berlin vor einer Neubewertung der Sicherheitslage bei öffentlichen Veranstaltungen. Das betraf am Sonnabend vor allem die Parade zum Christopher-Street-Day (CSD).

„Es sind albtraumhafte Nachrichten, die wir aus München erhalten. Ich bin tief bestürzt angesichts dieser unfassbaren Tragödie“, sagte Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) am späten Abend: „Wir werden die Lage in der bayerischen Landeshauptstadt fortlaufend beobachten und verantwortungsbewusst prüfen, ob sich Auswirkungen auf die Sicherheitslage in Berlin ergeben.“ Er stehe dabei im Austausch mit Polizeipräsident Klaus Kandt. „Derzeit liegen keine entsprechenden Erkenntnisse vor“, betonte der Innensenator. Mit Blick auf die Ereignisse in München sagte Frank Henkel, es sei „jetzt nicht die Stunde der Spekulationen, sondern die Stunde der Polizei“. Es sei wichtig, dass die dortigen „Einsatzkräfte ihre schwierige Arbeit“ machen könnten. Er habe den „bayerischen Amtskollegen jede erdenkliche Hilfe aus Berlin angeboten“, sagte Henkel und betonte: „ Wir sind jetzt alle Münchner.“

Michael Müller: "Berlin steht an der Seite Münchens"

Am Vormittag meldete sich auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) zu Wort. Er bezeichnete die Schießerei von München als "schreckliche Tragödie" und warnte zugleich vor voreiligen Spekulationen zu den Hintergründen. "Die Berlinerinnen und Berliner und der gesamte Berliner Senat sind tief betroffen über die grausamen Ereignisse, die München bis ins Mark getroffen haben. Wir sind in diesen Stunden den Menschen in der bayrischen Landeshauptstadt besonders verbunden. Berlin steht an der Seite Münchens", sagte Müller. "Und auch jetzt gilt: Dieser Wahnsinn von München darf nicht zur Folge haben, dass Angst und Schrecken unsere freiheitliche Gesellschaft dominieren. Wir lassen uns nicht von der Furcht beherrschen, sondern müssen gemeinsam zusammenstehen, wachsam bleiben und jeder Form von Gewalt die Stirn bieten."

Jetzt ist es umso wichtiger, auf die Straße zu gehen

In Brandenburg hat die Polizei „lageangepasste Maßnahmen“ ergriffen, sagte der Sprecher des Innenministeriums in Potsdam, Ingo Decker. Teile der Landespolizei seien in Bereitschaft versetzt worden. Näher wollte er sich nicht äußern.

Mitglieder des CSD-Vorstandes warnten in ersten Stellungnahmen zu den Münchner Ereignissen davor, die Fassung zu verlieren. „Wir gehen mit einem sicheren Gefühl in den Umzug“, sagte Vorstand David Staeglich. Die Polizei habe die Bedrohungslage analysiert, sie wisse, „was Sache ist“. Gerade jetzt dürfe man sich keinesfalls verunsichern lassen. Staeglich: Angesichts der weltweiten Gewaltanschläge und Intoleranz ist es umso wichtiger, auf die Straße zu gehen und ein kraftvolles Zeichen zu setzen für Vielfalt, Akzeptanz, Weltoffenheit. Jetzt erst recht.“

„Ständige Gefährdungsbewertung“ bei Großveranstaltungen

Die Polizeiexperten von SPD und CDU im Abgeordnetenhaus, Sven Kohlmeier und Robbin Juhnke betonten am Abend übereinstimmend, man dürfe jetzt nicht in Panik verfallen, sondern müsse die Hintergründe von München erstmal gründlich analysieren. Kohlmeier: „Ich vertraue darauf, dass die Berliner Polizei die Bedrohungslage gut überblickt.“

Bereits nach dem Anschlag auf einen vorwiegend von Homosexuellen besuchten Nachtclub in Orlando im US-Bundesstaat Florida wurde unter Schwulen und Lesben über erhöhte Schutznotwendigkeiten diskutiert. Der Sprecher der Berliner Polizei, Winfrid Wenzel, hatte daraufhin versichert, es gebe beim CSD wie bei anderen Großveranstaltungen eine „ständige Gefährdungsbewertung“.

Für die Berliner Polizei gab es erst kürzlich anlässlich der Fußball-Europameisterschaft eine erhöhte Sicherheitslage. Vor allem rund um die Fanmeile am Brandeburger Tor gab es verschärfte Kontrollen und einen massiven Einsatz von Beamten in Uniform und in Zivil. Im Februar 2016 gab es außerdem Hinweise auf einen Anschlag einer islamistischen Zelle in Berlin. Neben mehreren Festnahmen in Nordrhein-Westfalen wurde auch in Berlin ein 49-jähriger Mann festgenommen, der aus Algerien stammt. Spekuliert wurde über einen möglichen Anschlag am Alexanderplatz oder am „Checkpoint Charlie“ in Mitte.

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