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Bundeswehrsoldaten halfen beim Aufbau der Unterkunft im Flughafen Tempelhof.
© Gregor Fischer/dpa

Lage der Flüchtlinge in Berlin: Heimbetreiber: "Niemand soll Schlange stehen"

Michael Elias betreut mit seiner Firma die Flüchtlinge im Flughafen Tempelhof. Wir sprachen mit ihm über die Lage der Menschen.

Michael Elias, 46, soll mit seiner Firma Tamaja künftig etwa 500 Flüchtlinge im Hangar 1 des Flughafens Tempelhof betreuen. Die ersten sind bereits eingezogen. Wir sprachen mit ihm über seine Erfahrungen.

Herr Elias, Sie wurden am Freitag um 20.30 Uhr gefragt, ob Ihre Firma die Betreuung der Flüchtlinge am Flughafen Tempelhof übernimmt. Wie haben Sie reagiert?
Gefragt, wann die Flüchtlinge kommen. Gehört, dass wir bis dahin noch mindestens zwölf Stunden Zeit haben. Meine Partner für Sicherheit, Verpflegung und Reinigung angerufen – und als die sagten, sie schaffen es, habe ich den Auftrag angenommen. Und war 21.30 Uhr im Hangar.

Der soll ja nicht ganz dicht sein.

Es gibt zwei kleine undichte Stellen im Dach. Da könnte etwas Regen durchtröpfeln. Es wurden aber Auffangsäcke angebracht, so dass hier niemand nass wird.

Werden die Zelte beheizt?

Nein. Wir haben seit Sonntag ein großes Heizgerät, so dass die Temperatur im Hangar immer bei 20 Grad liegen wird.

Wie werden die Flüchtlinge begrüßt?

Wir sind froh, dass die ersten nicht schon am Samstag kamen. So hatten wir Zeit, einen Willkommensraum einzurichten. Dort können sie sich erstmal hinsetzen und verschnaufen. Bekommen zu essen und trinken und vor allem ein Lächeln.

Tamaja-Geschäftsführer Michael Elias.
Tamaja-Geschäftsführer Michael Elias.
© privat

Worauf legen Sie besonderen Wert?

Wie gesagt: auf die Willkommenskultur, auf den ersten Eindruck, den die Flüchtlinge von der Unterkunft haben. Bei uns soll niemand draußen Schlange stehen. Unsere Mitarbeiter beherrschen viele Sprachen, so dass die Verständigung klappt. Und noch wichtiger ist die Sicherheit. Vor allem für Frauen und Kinder.

Was tun Sie dafür?

Die Zelte für die Frauen und Kinder und für die Familien stehen in einem etwas abgegrenzten Bereich, wo es keine dunklen Ecken gibt. Gleich nebenan ist auch das Kinderspielzimmer, das von unseren Sicherheitsleuten beaufsichtigt wird.

Wonach wählen Sie Sicherheitsleute aus?

Nach der menschlichen Kompetenz. Türsteher-Mentalität ist nicht gefragt. Übergriffe auf Flüchtlinge, wie anderswo geschehen, dürfen einfach nicht passieren.

Wie viele Mitarbeiter hat Tamaja?

22 Festangestellte, darunter viele Sozialarbeiter und Integrationslotsen.

Wie viele Flüchtlinge betreuen Sie?

Bisher 230 in der ehemaligen Teske- Schule in Schöneberg und rund 150 in der Jahn-Sporthalle am Columbiadamm. Die ist in der Nähe der Sehitlik-Moschee… ...von der wir bei der Betreuung auch sehr unterstützt werden.

Wie erleben Sie die Flüchtlinge?

Nicht wenige haben Schlimmes durchgemacht. Besonders Frauen, die von ihren Männern getrennt wurden oder gezwungen waren, sich anderen Männern anzuschließen. Besonders traumatisiert sind aber Menschen aus Afghanistan oder Pakistan, die direkt aus dem Krieg kommen. Tagsüber merkt man ihnen das nicht so an. Aber nachts um halb drei sitzen viele für sich alleine im Treppenhaus. Da bekommt man keine Antwort, weil sie mit ihren Erinnerungen beschäftigt sind.

Manche kritisieren, dass Privatfirmen die Betreuung der Flüchtlinge übernehmen.

Es kommt doch darauf an, wie es gemacht wird. Private Firmen müssen nicht schlechter sein als gemeinnützige Vereine. Wichtig ist, dass die Behörden ihre Kontrollfunktion wahrnehmen. Betreuung ist für uns viel mehr als den Menschen nur eine Behausung zu geben. Unser Ziel besteht darin, so zu helfen, dass sie sich selbständig integrieren können.

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