Johanniter-Unfallhilfe zieht Konsequenzen:: Hausverbot für Helfer
Nachdem eine Helferin am Lageso des Platzes verwiesen wurde, beschuldigte sie einen Mitarbeiter der Johanniter, anzügliche Bemerkungen gegenüber Frauen gemacht zu haben. Dieser musste jetzt gehen.
Immer wieder beklagen sich Flüchtlinge oder ihre Unterstützer über Schikanen und Beschimpfungen durch Mitarbeiter privater Wachdienste oder sogar von renommierten Hilfsorganisationen. Jetzt wurde bekannt, dass die Berliner Johanniter-Unfallhilfe einen solchen Vorfall konsequent aufgeklärt und sich von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter getrennt hat.
Der Tagesspiegel berichtete Mitte Januar über den Fall: Jorinde Leonhardt, eine junge Frau, die seit längerer Zeit bei der Betreuung von Flüchtlingen am Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) hilft, hatte auf Facebook ihrem Ärger Luft gemacht. Sie habe soeben Hausverbot im Lageso bekommen, teilte sie mit – nur, weil sie einem kleinen, frierenden Jungen im Vivantes-Zelt eine warme Hose anziehen wollte. Am Rauswurf beteiligt waren ihren Angaben zufolge Sicherheitsleute der Firma Gegenbauer, eine Mitarbeiterin von Vivantes, Polizisten und ein Mitarbeiter der Johanniter, der sogar Frauen mit „anzüglichen Bemerkungen“ traktiert habe, schrieb sie.
Johanniter nahmen Vorwürfe sehr ernst
Der Vorfall war von der zuständigen Sozialverwaltung geprüft worden, auch bei den Johannitern wurden die Vorwürfe sehr ernst genommen. „Wir haben versucht, Kontakt mit Frau Leonhardt aufzunehmen, um detailliert zu erfahren, was vorgefallen ist“, sagt die Sprecherin der Berliner Johanniter-Unfall-Hilfe, Juliane Flurschütz. Es sei dann zu einem ausführlichen Telefonat mit dem Vorstandsreferenten der Berliner Johanniter und der Helferin Jorinde Leonhardt gekommen.
Danach sei sofort eine interne Prüfung eingeleitet und der betreffende ehrenamtliche Helfer zu einem Gespräch geladen worden. Er habe die von Jorinde Leonhardt geschilderten Ereignisse nicht bestritten, worauf ihm ein Hausverbot für alle Berliner Dienststellen ausgesprochen und seine Tätigkeit bei der Johanniter-Unfall-Hilfe beendet wurde. „Vergangenen Dienstag hat der Helfer seine Einsatzkleidung, seinen Dienstausweis und sonstiges Eigentum den Johanniter zurückgegeben“, sagte Juliane Flurschütz. Über seine Motive habe der Mann – bei dem es sich nach Tagesspiegel-Informationen um einen Sanitäter handelt – nichts gesagt.
"Man kann in keinen Menschen reinschauen"
„Wir achten bei Gesprächen mit Menschen, die uns ihre Hilfe anbieten, natürlich auf deren Eignung“, sagt Juliane Flurschütz. Es würden auch Personalmappen angelegt wie für hauptamtliche Mitarbeiter. Helfer, die mit Kindern arbeiteten, benötigten außerdem ein polizeiliches Führungszeugnis „Aber letztlich man kann in keinen Menschen reinschauen“, sagt Juliane Flurschütz. Immerhin habe man den Mitarbeiter ermitteln können, heißt es bei den Helfern. Das Dilemma vor allem mit Sicherheitskräften sei, dass sie keine Namensschilder tragen und somit schwer identifizierbar seien. Der Verein „Be an Angel“, der Flüchtlinge und Helfer unterstützt, fordert deshalb, alle Wachleute sollten Namensschilder tragen.