Richtfest am Kurfürstendamm: Haus Cumberland ist bald fertig - und sein Nachbar auch
Das 100 Jahre alte Baudenkmal Haus Cumberland am Ku'damm hat keine rosige Vergangenheit. Doch jetzt kommt der Bau von Luxuswohnungen, edlen Läden und einem Restaurant des Borchardt-Wirtes gut voran. Das benachbarte Projekt „N° 195 Kudamm“ will ungefähr zeitgleich eröffnen.
Die Umgestaltung und Sanierung des denkmalgeschützten Haus Cumberland am Kurfürstendamm für etwa 120 Millionen Euro geht dem Ende entgegen. Am Sonnabend luden die Investoren Dirk Germandi, Detlef Maruhn und Thomas Bscher zum Richtfest ein, und Anfang November wollen drei Geschäfte öffnen: ein „14 oz.“-Store des Gründers der Modemesse Bread & Butter, Karl-Heinz Müller, ein Modeladen der Marke Brunello Cucinelli und ein Shop des Uhrenherstellers Maurice Lacroix. Etwas später folgt ein Restaurant des Borchardt-Wirts Roland Mary.
Die 166 Wohnungen und 17 Penthäuser sind alle verkauft und sollen zwischen Ende dieses Jahres und Mitte 2013 bezugsfertig werden. Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) nannte die Luxuswohnanlage eine Bereicherung: Die Preise lägen zwar „leicht über dem Mietspiegel“, scherzte er, aber „wir brauchen Wohnraum in allen Segmenten“. Die Bauherren vermieten keine Wohnungen, zu den Erwerbern gehören aber Kapitalanleger, die dies planen. Der Durchschnitts-Quadratmeterpreis für das „Feine Wohnen am Kurfürstendamm“ (Eigenwerbung) liegt bei 4800 Euro und in den Penthäusern um 7500 Euro. Kein Wunder also, dass viele Teilnehmer des Richtfests erkennbar keine Normalverdiener waren und ein bisschen Sylter Atmosphäre herrschte.
Der Altbau mit fünf Höfen war einst als hotelähnliches „Boarding House“ nach Plänen des Architekten Robert Leibnitz errichtet worden. Dieser hatte auch das alte Hotel Adlon entworfen. Aber die Bauherren des Boarding Houses waren schon vor der Eröffnung pleite. Letzter Nutzer des 10 000-Quadratmeter-Areals zwischen Bleibtreu- und Schlüterstraße war die Oberfinanzdirektion, die 2002 auszog. Seitdem stand es leer und diente nur als Filmkulisse; Umbaupläne der Orco-Gruppe scheiterten.
Nach einer „Odyssee“ der „Zweckentfremdungen“ wird das Haus Cumberland wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt.
Haus Cumberland habe eine „Odyssee“ aus „Zweckentfremdungen“ hinter sich, sagte der Charlottenburg-Wilmersdorfer Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD). Erst jetzt werde es seinem ursprünglichen Zweck, dem Wohnen, zugeführt.
Die heutigen Eigentümer begannen Anfang 2011 mit vorbereitenden Bauarbeiten und legten im September vorigen Jahres den Grundstein. Als im Mai 2011 der Dachstuhl brannte, blieben die Folgen relativ gering. Laut Investor Bscher betrug der Schaden „unter einer halben Million Euro“.
Am Sonnabend informierte auch der Projektentwickler Freo über sein nebenan laufendes, 100 Millionen Euro teures Bauvorhaben „N° 195 Kudamm“: Am neuen Geschäftshaus werde bis Monatsende die Montage der Glasfassade beendet. Vor Ende dieses Jahres sollen die Mieter einziehen - darunter das Modelabel Escada, ein Laden des Designers Philipp Plein, der Herrenausstatter Boggi Milano, eine Strenesse-Filiale und ein „Jopp & Jopp“-Frauenfitnessstudio. Bereits eröffnet hat eine Postbank, der Currywurstimbiss „Bier's Kudamm 195“ wurde modernisiert.
Zum Freo-Projekt gehört ein denkmalgeschütztes Hochhaus aus den 60er Jahren an der Ecke Bleibtreustraße. Dort ziehen im Oktober Büromieter und ein Friseurgeschäft von Shan Rahimkhan ein.
Auch an anderer Stelle in der City West wird viel gebaut. Erst vor zehn Tagen fand zum Beispiel das Richtfest in den denkmalgeschützten „Bikini Berlin“-Gebäuden zwischen Breitscheidplatz und Zoo statt.