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Eine Demonstration der rechtsextremen Partei III. Weg am 3. Oktober 2020 in Berlin (Symbolbild). 
© REUTERS/Christian Mang

Rechtsextreme Anschlagsserie in Berlin: Hauptverdächtiger Neonazi verteilt Propaganda in Neukölln

Sicherheitsbehörden ermitteln zu über 70 rechtsextremen Straftaten. Einer der Hauptverdächtigen, der Neonazi Sebastian T., geht kurz nach der Haftentlassung auf Flyer-Tour im Bezirk. 

Während Expert:innen und Polizei versuchen, die rechtsextreme Anschlagsserie in Neukölln aufzuklären, verteilt einer der drei Hauptverdächtigen ungehindert einschlägige Flyer im Bezirk. Vor rund einem Monat wurde Sebastian T., ehemaliger Kreisvorsitzender der Neuköllner NPD, aus der Haft entlassen. 

Kurz vor Weihnachten hatte die Generalstaatsanwaltschaft einen Haftbefehl gegen ihn erwirkt. Sie sah als bewiesen an, dass T. und sein mutmaßlicher Komplize, Tilo P., hinter einer Serie von mindestens 72 rechtsextremen Straftaten in Neukölln stecken. Die Richter sahen dann allerdings die Voraussetzungen für eine Untersuchungshaft als nicht erfüllt.

Sebastian T. hat seit einigen Monaten offenbar seine Heimat bei der rechtsextremen Kleinstpartei „III. Weg“ gefunden. Die Partei tritt seit einiger Zeit verstärkt in der Öffentlichkeit auf. 

Erst am Sonntag spazierten sieben Mitglieder des III. Weg durch den Neuköllner Richardkiez und entlang der S-Bahnstrecke. Die Männer verteilten Flyer mit Sprüchen wie: „Stoppt den linken Terror in Neukölln“, sie verklebten Sticker und beschmierten Wände. 

Unter ihnen war auch Sebastian T. In einem Internetblog behaupteten die Männer später mit ironischem Unterton, Passant:innen seien „sichtlich begeistert“ über die „kleine Schar Nationalrevolutionäre“ gewesen.

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Bereits zuvor hatten Rechtsextreme in Chatforen und Blogs zur „Rückeroberung“ des Bezirkes aufgerufen und dabei insbesondere Bevölkerungsgruppen mit vermeintlich migrantischen Merkmalen bedroht. Anwohner:innen berichten seit mehreren Wochen von unzähligen Flyern auch weiterer rechtsextremer Gruppierungen wie der „Identitären Bewegung“. Oft werden parallel Schriften verteilt, die Verschwörungsideologien rund um das Coronavirus verbreiten.

Erst am Montag hatte eine Expert:innenkommission einen Zwischenbericht vorgestellt, in dem sie die Ermittlungen in der rechtsextremen Anschlagsserie in Neukölln überprüfen sollte. Neue Erkenntnisse gab es bislang nicht. 

Beobachtende sehen in dem verstärkten Auftreten des III. Wegs in Neukölln eine Selbstinszenierung und den Versuch einer gezielten Provokation. Im Bezirk sei die Partei insbesondere seit Anfang Februar aktiv – kurz, nachdem T. aus der Haft entlassen worden war, sagt eine Expertin, die namentlich nicht zitiert werden will. Seither sei T. mehrfach beim Flyerverteilen im Bezirk gesichtet worden. „T. fühlt sich augenscheinlich sehr sicher“, sagt sie.

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