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Jürgen Hilbrecht ist der "Hauptmann von Köpenick".
© Mike Wolff

Treptow-Köpenick: Hauptmann von Köpenick soll Weltkulturerbe werden

Der Vorschlag kommt aus den Reihen der CDU. Eine Glosse über den vielleicht bald Captain of Far-East-Berlin.

Jürgen Hilbrecht und seine Mannen treten jeden Sonnabend, 11 Uhr, vors Köpenicker Rathaus und rauben die Stadtkasse. Das nennt sich dann Köpenickiade – ein richtiger Kick für jeden Berlin-Touristen. Doch weil Köpenick nicht auf der Route der Hop-on-hop-off-Sightseeing-Tour liegt, bleibt das Publikumsinteresse überschaubar. Der CDU-Bundestagskandidat Niels Korte hat jetzt eine PR-strategische Lösung vorgelegt: Die Hauptmann-von-Köpenick-Story wird Weltkulturerbe, und die Rathausshow ist endlich gleichrangig mit Museumsinsel und den Potsdamer Schlössern.

Hauptmanndarsteller Hilbrecht dürfte mit Rollenangeboten aus Hollywood rechnen. Und Bezirkskommandant Oliver Igel würde mit dem Vertrieb der weltweiten Markenrechten seine Stadtkasse beliebig füllen können. Sehr wahrscheinlich, dass der Senat den Hauptmann bald für sich reklamiert. Monika Grütters, CDU-Kulturstaatsministerin, verlieh der Idee den Glanz ihres Amtes und erklärte, „mündlich überlieferte Traditionen“ dürften „nicht absterben“. Wenn es soweit sei, werde sie einen schönen Festakt spendieren.

Die Chancen für den Hauptmann stehen nicht schlecht. 2016 wurden das Hebammenwesen und die Zubereitung von Kalkmörtel „immaterielles“ Weltkulturerbe, die Deutsche Brotkultur 2014. Der Hauptmann von Köpenick müsste natürlich deutlich weltstädtischer werden. Bitte künftig nur noch vom Captain of Far-East-Berlin sprechen.

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