Neues vom Hauptstadtflughafen: Hartmut Mehdorn sagt BER-Teileröffnung wieder ab
Nun also doch nicht. Hartmut Mehdorn sagte am Donnerstag überraschend die für Juli geplante Teileröffnung des BER wieder ab. Der Aufsichtsrat sei Schuld. Viele Fans hatte Mehdorns Idee aber ohnehin nicht.
Es ist die nächste Pleite am BER: Flughafenchef Hartmut Mehdorn hat den von ihm seit Monaten vorangetriebenen BER-Testbetrieb am Nordpier, der am 1. Juli 2014 beginnen sollte, überraschend abgeblasen. Die Absage teilte Mehdorn am Donnerstag in einem „Mitarbeiterbrief“ an die Belegschaft der Flughafengesellschaft mit. In dem Papier, das dem Tagesspiegel vorliegt, macht der Flughafenchef auch mangelnde Unterstützung des Aufsichtsrates für das Scheitern des Plans verantwortlich. Der habe erst im April wieder tagen wollen. Und nun würde „naturgemäß die Inbetriebnahmerisiken für den BER steigen“, warnt Mehdorn.
Im Aufsichtsrat reagiert man befremdet, die Rede ist vom Versuch Mehdorns, eigene Versäumnisse und die Quittung für sein vorschnelles Agieren und Verkünden von Terminen auf das Kontrollgremium abzuschieben. Der Aufsichtsratsvorsitzende und Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) war bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen. Andere Mitglieder betonten, das Gremium habe seine Entscheidung lediglich an das Vorliegen einer Genehmigung für den Probebetrieb durch das Bauordnungsamt geknüpft, die es noch nicht gebe. Den Juli-Termin habe Mehdorn selbst gesetzt.
Mehdorn will alternative Testszenarien prüfen
Er habe nach intensiven Gesprächen mit den Gesellschaftern „den von uns angestrebten Echttest im Nordpier abgesagt“, schreibt Mehdorn. Wie berichtet, hatte der Flughafenchef in dem umgebauten Seitenflügels des Terminals täglich bis zu sechs Maschinen der Gesellschaft Germania abfertigen wollen, um so die BER-Gesamtsysteme zu testen. Den Start zum 1. Juli 2014 hatte Mehdorn erst vor wenigen Wochen angekündigt, obwohl der Aufsichtsrat noch kein endgültiges grünes Licht gegeben hatte und Mehdorn mit der Fertigstellung des Nordpiers in Verzug war. „Ich finde es mehr als bedauerlich, dass wir diese Chance, die technischen Prozesse in kleinem Maßstab vor der BER–Eröffnung durchzuchecken, nun verstreichen lassen“, schreibt er nun.
Die Verantwortung dafür sieht er nicht bei der Flughafengesellschaft. Zitat: „Aber wir müssen konstatieren, dass wir für dieses Vorhaben nicht genügend Unterstützung finden konnten.“ Konkret verweist Mehdorn darauf, dass der Aufsichtsrat erst im April wieder tage, was für den Testbetrieb aber zu spät sei. „Dann würden wir angesichts der bevorstehenden Beschaffungsprozesse mit dem Test in den Winter rutschen, und das macht operativ keinen Sinn.“ Allerdings würden „ohne den Nordpiertest“ nun „naturgemäß die Inbetriebnahmerisiken für den BER“ steigen. Er kündigt an, jetzt zu untersuchen, „welche alternativen Testszenarien sinnvoll sind, um diese Risiken wieder zu minimieren.“ Vor der Inbetriebnahme des BER ist ohnehin ein halbjähriger Probebetrieb der gesamten Anlage vorgesehen, wie er bereits Anfang 2012 begonnen hatte, als noch der 3. Juni 2012 als Eröffnungstermin galt.
Nächste Schlappe schon in Sicht
Trotz Absage des Testbetriebes will Mehdorn aber weiterhin ab 1. Juli 2014 die Nordbahn des künftigen Flughafens BER sanieren, was nach dem bisherigen Fahrplan parallel zum Testbetrieb geschehen sollte. Knapp drei Wochen später als geplant, hat die Flughafengesellschaft am Donnerstag den Antrag bei der oberen Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg eingereicht. „Wir wollen die Start- und Landebahn nicht erst wie ursprünglich geplant im laufenden BER-Betrieb sanieren. Das würde zu Kapazitätsengpässen führen“, erklärte Mehdorn.
Allerdings droht Mehdorn nach Tagesspiegel-Recherchen an dieser Flanke die nächste Schlappe. Während der für fünf Monate geplanten Sanierung der bislang vom alten Schönefelder Flughafen genutzten Nordbahn sollen die Flugzeuge auf der neuen BER-Südbahn starten und landen. Erstmals von Fluglärm betroffen werden durch die Südbahn-Premiere knapp 4300 Anwohner. Erst am Montag hatte die Fluglärmkommission bekräftigt, dass in diesen Wohnungen vor Start der ersten Flugzeuge Schallschutzfenster eingebaut sein müssen. Mehdorn dagegen hält es für ausreichend, dass die Anwohner „weitgehend mit den Anspruchsermittlungen auf baulichen Schallschutz oder Entschädigung ausgestattet sein“ werden, wie es in einer Erklärung der Flughafengesellschaft heißt. Alles hängt nun von der Luftfahrtbehörde ab. Deren Chef hatte im November öffentlich erklärt, dass der Schallschutz in den Wohnungen der Umgebung realisiert sein muss - weil der BER-Planfeststellungsbeschluss gelte.
Immerhin ist die Finanzierung des Flughafens Schönefeld aus Sicht der EU-Kommission rechtens. Für den Betrieb seien keine genehmigungspflichtigen Staatsbeihilfen geflossen, hieß es in einer Mitteilung der Kommission. Konkret ging es um Regelungen für Fluggesellschaften, bei denen der Flughafen diesen finanziell entgegen kam. Dies stünde im den EZ-Vorschriften im Einklang.