Falsche Soldaten in Berlin: Hart an der Grenze
Als Soldaten kostümierte Schauspieler lassen sich gegen Geld von Touristen fotografieren. Was in Kreuzberg erlaubt ist, wird in Mitte vom Ordnungsamt geahndet.
Die Soldaten am Potsdamer Platz lächeln freundlich in die Kamera und salutieren. Nach dem Knipsen zeigt der uniformierte Schauspieler auf seinen Gürtel. Dort steht „Wir erbitten eine Spende für ein Foto in Höhe von 2 Euro“. Brav bezahlen die Touristen. Ein lukratives Geschäft mit der Vergangenheit: Mit Lächeln und Visa-Stempeln kann ein Schauspieler in Mitte unerlaubt pro Tag um die 250 Euro verdienen. Diese Summe ergebe sich nach Beobachtungen, Beschlagnahmungen und Hausdurchsuchungen durch das Ordnungsamt Mitte, teilt der Bezirksstadtrat Carsten Spallek (CDU) mit.
Bei Gruppen von häufig über zehn Soldaten am Pariser und Potsdamer Platz können da schnell mehrere tausend Euro täglich zusammen kommen. Das Geschäft ist illegal, denn eine „Sondernutzung öffentlichen Straßenlandes“ und eine Gewerbeerlaubnis werden durch den Bezirk Mitte an den historischen Orten nicht vergeben. Die Schauspieler bezeichnen sich selber aber als Künstler, die nur Spenden sammeln. Das akzeptiert Spallek nicht: „Wir sind der Ansicht, dass die Soldaten dauerhaft und gewerblich dort sind. Das ist für uns keine Freizeitgestaltung mehr.“ Auch die Freiwilligkeit beim Bezahlen sei nicht immer gegeben: „Wenn sich Touristen weigern zu zahlen, wird ihnen schon mal massiv mit Worten klar gemacht, dass man auf Spenden bestehe“, heißt es beim Ordnungsamt Mitte.
Am Checkpoint Charlie, der von einer einst gefürchteten Grenzkontrollstelle zum Rummelplatz für Touristen mutiert ist, sind die Meinungen darüber geteilt, wie man mit den falschen Soldaten umgehen soll. 2003 hatte das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg der Eventagentur „Dance Factory“ eine Sondernutzungsgenehmigung für die Schauspieler in Uniform erteilt, erklärt der Pressesprecher des Bezirks. In Friedrichshain-Kreuzberg ist also erlaubt, was in Mitte verboten ist. Bisher gibt es nach Angaben des Bezirksamts keine Beschwerden. Man plane jedenfalls nicht, gegen die Soldaten vorzugehen. Der Checkpoint Charlie sei zwar geschichtsträchtig, die Zahl der falschen Soldaten dort allerdings überschaubar und für das Gesamtbild nicht störend.
Zu den Einnahmen kann Friedrichshain-Kreuzberg nichts sagen, „wir gehen davon aus, dass das Geld ehrlich erworben worden ist und Steuern gezahlt werden“, heißt es. Von Abzocke der Touristen will auch der Chef der Eventagentur Tom Luszeit nichts wissen: „Gezwungen wird bei uns niemand.“
Clara Billen
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