Schauspielschule Ernst Busch: Happy End in Mitte
Vom Kampf ums Geld zur Euphorie über den neuen Standort: Professoren und Studenten geben einen Ausblick auf 2013, und die Architekten erläutern ihre Pläne für das Haus an der Chausseestraße.
Eigentlich müsste die Ernst-Busch- Schule dem Abgeordnetenhaus zu den Füßen liegen. Seine vorübergehende Weigerung, der Schule 33 Millionen Euro für einen gemeinsamen Standort zu geben, hat die künftigen Regisseure, Dramaturgen, Schau- und Puppenspieler so zusammengeschweißt, wie es wohl keine noch so große Leidenschaft für das Theater geschafft hätte. Das wurde deutlich, als die Akteure am Dienstag erzählten, was sie sich alles vorgenommen haben für 2013.
Da jagt eine Premiere die nächste, da geht es von Heiner Müller zu Kafka und von Ibsen zu Brecht, da kooperieren die Puppenspieler mit dem Konzerthaus und bringen „ganz neue Formen des Musiktheaters“ auf die Bühne, da werden erstmals Dramaturgen ausgebildet und ein Festspielwochenende gibt es auch noch, kurz bevor die Studenten einer Einladung an das Residenztheater München mit Heiner Müllers „Zement“ folgen.
Wie sie das alles atemlos vortragen – der Rektor, die Professoren, die Studenten –, da schwingt sie noch immer mit, die bis zur Euphorie gesteigerte Erleichterung über den Sieg, den die Schule davontrug, als sie den Sparbeschluss des Abgeordnetenhauses hinwegdemonstrierte.
All die Facetten der Proteste, die im Frühsommer die Berliner Finanz- und Kulturpolitiker in Atem hielten und es bis ins Studio von Günther Jauch schafften, gehören bereits zur Folklore der Schule, obwohl der Gegenstand der Auseinandersetzung noch gar nicht greifbar ist. Denn der Grundstein für den großen Ausbau des Hauses an der Chausseestraße Ecke Zinnowitzer Straße in Mitte kann erst im Frühjahr 2014 gelegt werden, wenn der jetzige Nutzer den 8000-Quadratmeter-Komplex verlassen hat und der Teilabriss abgeschlossen ist.
Was dann folgt und 2016 fertig sein soll, ist auf dem Modell zu sehen, das die Wettbewerbsgewinner vom Büro Ortner&Ortner am Dienstag ebenfalls dabei hatten: Das markante „Signet“ der Schule soll die Holzfassade des geplanten Bühnenturms werden. Der wird künftig eine Ecke des in den vierziger Jahren errichteten Altbaus bilden, der zunächst die Werkstätten der Lindenoper beherbergen sollte, woraus dann kriegsbedingt nichts wurde. Links vom Haupteingang an der Zinnowitzer Straße setzen die Architekten Roland Duda und Tobias Ahlers auch noch eine verglaste Kantine, für die der Bund rund 850 000 Euro gibt – ein unerwarteter zusätzlicher Geldsegen.
Bevor gebaut wird, sind aber erstmal die Planer am Zuge, berichtete Rektor Wolfgang Engler. Nachdem der Hauptausschuss Mitte Januar die ersten Gelder bewilligt hat, steht dem nichts mehr im Weg. Es bleibt dabei, dass der neue Standort eine Probebühne, Werkstätten für den Bühnenbau, den Fundus, Seminarräume und eine kleine Bibliothek beherbergen soll. Bisher waren sie über vier Standorte verteilt. Einzig das Studiotheater bleibt aus Platzgründen, wo es ist, in Prenzlauer Berg. Worüber Regieprofessor Peter Kleinert aber auch nicht traurig ist, zumal Wolf Biermann hier in den sechziger Jahren den Theaterbetrieb begründet hat.
Biermann hätte wahrscheinlich seinen Spaß gehabt, als die Regiestudenten Moritz Riesewieck und Jakob Roth zu Wort kamen. Sie sprachen von der „unglaublichen Erfahrung“ der erfolgreichen Proteste im Mai und davon, was sie alles auf die Bühne bringen wollen und davon, was sie nicht sein wollen: eine „sichere Nummer“.
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