Flughafen Tempelhof: Hangars und Haupthalle sind bald wieder Partyzone
Im Sommer sollen die Flüchtlinge aus den Hangars ausziehen. Dann beginnt der "Wiedereinstieg in die Eventvermarktung".
Der Betreiber des Tempelhofer Flughafengeländes plant den sanften Wiedereinstieg ins Eventgeschäft. Nach dem für den Sommer geplanten Umzug der Flüchtlinge aus den Hangars in die neu errichteten Containerdörfer auf dem Tempelhofer Feld soll Hangar 5 zur Zweitspielstätte für die Volksbühne hergerichtet werden. In der Spielzeit 2017/18 plant der neue Volksbühnen-Chef Chris Dercon dort Aufführungen. „Wir sehen das als Wiedereinstieg in die Eventvermarktung“, sagte Tempelhof-Projekt (THF)-Chef Holger Lippmann dem Tagesspiegel. Dercon werde den Hangar nur für eine Spielzeit nutzen. Auch die Haupthalle des ehemaligen Flughafens kann wieder für Messen oder Firmen-Events vermietet werden. „Sie wird für das geplante Ankunftszentrum für Flüchtlinge nicht mehr gebraucht“, sagte Lippmann.
Künftig nur noch ein kleines Ankunftszentrum
Nach dem Auszug der Flüchtlinge könnte auch der Umbau von Hangar 7 für das Alliiertenmuseum beginnen. Unklar ist noch, wie viele Hangarflächen das Ankunftszentrum belegen wird. „Flüchtlinge sollen dort maximal drei bis vier Tage bleiben“, sagte die Sprecherin der Senatssozialverwaltung, Regina Kneiding. Dennoch will das Flüchtlingsamt in Tempelhof Reserveflächen vorhalten, falls wieder mehr Flüchtlinge nach Berlin kommen als in den vergangenen Monaten. Die derzeitige Notunterkunft soll im Sommer erst mal geschlossen werden. Der Betreiber Tamaja hat bereits Mitarbeiter entlassen.
Derzeit leben in den Hangars noch 620 Flüchtlinge, außerdem werden 100 Schlafplätze für Obdachlose angeboten, allerdings nur bis zum Ende des Winters. In den vier neuen Containerdörfern können maximal 1200 Flüchtlinge untergebracht werden. Auf sie wird das Eventmanagement in Tempelhof weiterhin Rücksicht nehmen müssen. Auf dem Flughafen-Vorfeld wird es nach Angaben von Lippmann keine lauten Musikveranstaltungen wie beispielsweise das Lollapalooza geben können. Das Formel-E-Rennen der relativ leisen Elektroautos am 10. Juni ist allerdings schon fest gebucht, es wird „eine sechsstellige Summe“ in die Kassen von THF spülen. Im vergangenen Jahr lagen die Einnahmen aus dem Eventgeschäft bei exakt null Euro. Zuletzt, also 2015, hatte die THF noch knapp sechs Millionen Euro eingenommen. Mit dem Einzug der Flüchtlinge im Herbst 2015 wurden dann alle Veranstaltungen in den Hangars und auf dem Vorfeld abgesagt.
Veranstalter fordern Schadensersatz in Millionenhöhe
Viele Veranstalter hatten bereits feste Verträge. Die THF-Leitung erklärte damals, man werde nach gütlichen Regelungen suchen und bei der Suche nach Ersatzflächen helfen – was in der Regel auch gelang – dennoch verlangen einige Unternehmen inzwischen Schadensersatz. Der Marathonveranstalter SCC fordert 1,9 Millionen Euro, wie aus einer Mitteilung des Senats an das Parlament hervorgeht. SCC hatte zwei „Vital“-Messen im Flughafen gebucht, die dann ans Gleisdreieck verlegt werden mussten. THF verlangte weitere Nachweise zur Begründung des finanziellen Schadens. Inzwischen gebe es „Signale, dass SCC wohl einen Vergleich“ anstrebe, sagte Lippmann. SCC wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern.
Weitere Forderungen kommen vom Kongressveranstalter „Deutscher Pflegetag“ und der Jobmesse „Connecticum“. Connecticum hat laut Senat gegen Zahlung von 325.000 Euro einem Vergleich zugestimmt, die Forderung des Pflegetages über 225 000 Euro soll wohl in voller Höhe anerkannt werden. Andere Vertragspartner wie das Lollapalooza, die Formel-E und die Modemesse Bread and Butter hätten bislang keine Ansprüche gestellt, heißt es.
Die Bread and Butter war 2015 insolvent gegangen und von Zalando übernommen worden. Der Vertrag über die Nutzung der Hangars wurde nicht gekündigt, er läuft noch bis 2019.