Berlin: Häftling geflohen – Verantwortliche zurück
Justizangestellte leitet jetzt Teilanstalt in Tegel
Die nach der spektakulären Flucht des Schwerkriminellen Ismail F. Ende Oktober aus dem Café Kranzler massiv kritisierte Justizmitarbeiterin Monika L. ist überraschend in leitender Stellung im Dienst zurück. Nach Informationen des Tagesspiegels ist die Frau, die den Freigang gewährt hatte, zur Leiterin des Hauses 1 in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Tegel ernannt worden. Zuvor war sie Leiterin der – kleineren – Station 5. In einer Sondersitzung des Rechtsausschusses hatten Justizsenatorin Karin Schubert und JVA-Chef Lange-Lehngut der Frau harte Vorwürfe gemacht. Schubert hatte erklärt, dass L. „von ihrer bisherigen Aufgabe entbunden“ worden sei. Zudem hatte Lange- Lehngut gesagt: „Ich habe sie beurlaubt.“ Das galt gestern nicht mehr. Justizsprecherin Baer-Henney lehnte jede Stellungnahme ab. Auf Anfrage hieß es, dass Frau L. „ihren Erholungsurlaub genommen“ habe. Dass L. wieder in leitender Funktion tätig ist, hält der Vorsitzende des Rechtsausschusses, Andreas Gram (CDU), für einen Skandal. „Offensichtlich hat man uns nicht die volle Wahrheit gesagt.“ Er kündigte an, den Fall erneut auf die Tagesordnung zu setzen. Man sei davon ausgegangen, dass Monika L. die Konsequenzen aus ihren Fehlern tragen müsse.
Senatorin Schubert hatte deutliche Worte über die Fehleinschätzung des Gefangenen Ismail F. gefunden. In einem Bericht der Senatorin wird die Entscheidung, dem Drogendealer Ausgang zu gewähren, als „vollends unverständlich“ kritisiert. Denn zuvor hatte ein Psychologe „gravierende Flucht- und Missbrauchsbefürchtungen festgestellt“. L. habe dieses Gutachten übergangen und zudem nicht den Anstaltsleiter informiert.
Ismail F. hatte mit einer Bewacherin als einziger Begleitung im Kranzler Kuchen gegessen und dann alleine auf die Toilette gehen dürfen. Erst nach zweiwöchiger Flucht konnte er wieder festgenommen werden. F. war 1997 wegen Drogenhandels zu zwölf Jahren verurteilt worden. Ein Mithäftling formulierte es so: „Ismail hat sich eingeschleimt.“ Dieser Gefahr ist die Diplom-Psychologin L. jetzt nicht mehr ausgesetzt. Haus 1 ist in Tegel das Aufnahmehaus – dort wird kein Ausgang gewährt.
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