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Das Hokey Pokey in Prenzlauer Berg setzt auf hohe Preise.
© Thilo Rückeis

Eisdiele erhöht Preise wegen zu vieler Kunden: Haben die einen an der Waffel?

Eine Eisdiele in Prenzlauer Berg kämpft mit ihren Kunden: Sie kommen so zahlreich, dass sie den Bürgersteig mit Fahrrädern und Kinderwagen blockieren. Das Ordnungsamt ist eingeschaltet. Nun hat der Besitzer die Preise erhöht, um für Abhilfe zu sorgen.

Hokey Pokey – das ist Vanille-Eiscreme gespickt mit Waben aus Toffee. Hokey Pokey – das ist etwas Spezielles. So möchte es zumindest Niko Robert, Chef der Eispatisserie „Hokey Pokey“ in Prenzlauer Berg. „Mir ist es lieber, wenn die Kunden regelmäßig kommen, vielleicht einmal die Woche“, sagt er. „Unser Eis soll etwas Besonderes sein – kein Massenprodukt.“

Dieser Wunsch droht für das Team des Eisladens in der Stargarder Straße zur Illusion zu werden. Mit den ersten Sonnenstrahlen kamen die ersten Besucher, und zwar zahlreich. Doch da es in der Diele selbst keine Sitzplätze gibt, verteilten sich die Eisesser auf dem Bürgersteig, zusammen mit einer immer länger werdenden Schlange Wartender. Kinderwagen und Fahrräder blockierten nicht nur Fluchtwege, sondern erschwerten sowohl Passanten als auch Kunden der umliegenden Läden und Cafés das Durchkommen. Mehrmals erschien das Ordnungsamt, eine Anzeige liegt momentan aber nicht vor. Der Ärger aber ist groß – dabei geht es doch nur um Eis.

Ein Familienvater teilt in der Aprilsonne das Eis mit seiner Tochter. „Die Besitzer sollten froh sein über die Aufmerksamkeit und den Andrang“, sagt er. „Die vielen Leute sind nicht nur gute Werbung für den Kiez, manche Leute setzen sich vor oder nach dem Eis auch gerne noch auf einen Kaffee in das Nachbarcafé.“

Diane Kunze sieht das nicht so entspannt. Ihr gehört das Café Meersalz zwei Häuser weiter, in dem es selbst gemachte Suppen und Baguettes gibt. Diane Kunze ist bereits restlos entnervt von dem Trubel am Straßenrand. Für sie ist die Sache klar: „Wenn meine Gäste wegen der vielen Leute nicht in meinen Laden reinkönnen, kommt das Ordnungsamt.“ Ob sie die Ordnungshüter ruft, verrät Diane Kunze nicht. Nebenan im Backshop-Café Krümel sieht man die Situation entspannt. „Leben und leben lassen“, sagt Kellner Adrian und sagt, er sehe die Konkurrenz eben sportlich. Der Imbiss „1001 Falafel“ gleich neben dem „Hokey Pokey“ gehört eher zu den Genervten und macht auch keinen Hehl daraus. Auf Tischen und Sitzbänken des Falafel-Ladens kleben Schilder mit einer durchgestrichenen Eistüte. Auch auf der öffentlichen Bank vor dem Laden.

„So etwas gibt es nur in Deutschland“, schimpft der Vater, seine Frau hat sich mittlerweile mit eigenem Eis dazugesellt und nickt. „Verbotsschilder fürs Eisessen auf öffentlichen Bänken. Ist das überhaupt erlaubt?“

In Prenzlauer Berg will das „Hokey Pokey“ auf jeden Fall bleiben, versichert der Besitzer. Aber hier an der kleinen aufgeregten Stargarder Straße? Mit einem Aufruf an der Ladentür und auf der eigenen Facebook-Seite wird um Tipps für andere Lokalitäten gebeten. „Wir sind noch nicht fündig geworden, können uns aber auch nicht jede beliebige Ladenmiete leisten“, erklärt Chef Niko Robert. Inzwischen hat er sogar den Preis erhöht, um Kunden loszuwerden. Eine Kugel kostet jetzt 1,60 Euro. Auf der anderen Straßenseite in der traditionsreichen Diele „Zur kleinen Eiszeit“, die noch DDR-Softeis verkauft und daher lange Schlangen gewohnt ist, ist eine Kugel schon für 90 Cent zu haben.

Niko Robert versucht alles, um die Lage auf dem Bürgersteig zu beruhigen. „Ich möchte ein gutes Verhältnis zu meinen Nachbarn und kann verstehen, dass es sie ärgert, wenn ihre Kunden nicht mehr zu ihnen durchkommen“, sagt der Eismann. Zwischenzeitlich schloss er seinen Laden sogar, bis sich die Lage etwas beruhigte. Der Preis für Eisbecher wurde auf sechs Euro gesenkt, um Kunden zum Außer-Haus-Kauf zu bewegen. Wer mit einer Kugel rumsteht, soll dagegen mehr zahlen. Der Gewinn will Niko Robert in noch ausgefallenere Sorten investieren: „Man muss den Preis schließlich auch rechtfertigen.“

Julia Nikschick

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