Weniger Lärm auf der Schiene: Güterzüge der Bahn sollen leiser werden
Von der Straße auf die Schiene: Bis Jahresende soll bereits die Hälfte der Flotte mit lärmmindernder Technik ausgestattet sein - auch zur Freude vieler Berliner.
Die Deutsche Bahn will die Lärmbelästigung durch ihre Güterzüge bis zum Jahresende deutlich reduzieren. Bahn-Chef Rüdiger Grube kündigte am Montag in Berlin an, der Schienenkonzern beschleunige den Lärmschutz und die Umrüstung der Waggons. Die Bahn steht dabei in der Pflicht: Im Koalitionsvertrag der schwarz-roten Bundesregierung wird dem Staatskonzern aufgetragen, den Schienenverkehrslärm bis 2020 zu halbieren. „2016 kann man als Halbzeit bezeichnen, wir liegen voll im Plan“, versicherte Grube. Bund und Bahn müssen sich allerdings dafür finanziell stärker als ursprünglich geplant engagieren. Die Güterverkehrssparte der Deutschen Bahn bereitet dem Konzern seit einiger Zeit große Probleme.
Bis Jahresende solle die Hälfte der Flotte (etwa 32 000 Güterwagen) mit lärmmindernder Technik – sogenannten Flüsterbremsen – ausgestattet sein, sagte Grube. Bisher ist es knapp ein Drittel. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) unterstrich das Regierungsziel für 2020. „Wer dann nicht auf lärmmindernde Technik umgerüstet hat, wird das deutsche Netz nicht mehr befahren dürfen.“ Dies gelte für die Bahn und ihre privaten Wettbewerber. Ein entsprechendes Gesetz solle noch 2016 verabschiedet werden.
Konflikt mit EU-Verkehrskommissarin
Der Verkehrsminister legt sich mit EU- Verkehrskommissarin Violeta Bulc an, die Deutschland vor möglichen isolierten Beschränkungen des Bahnverkehrs zum Schutz der Bürger gewarnt und für eine gesamteuropäische Lösung nach 2022 plädiert hatte. Die Kritik aus Brüssel werde man „wissentlich ignorieren“, sagte Dobrindt, der eine „muntere Auseinandersetzung“ mit der EU-Kommissarin erwartet.
Spürbar leiser wird es nach Bahn-Angaben erst, wenn alle Güterwagen umfassend umgerüstet sind. Insgesamt sind in Deutschland rund 180 000 Wagen im Einsatz, davon etwa 60 000 bei der Bahn. Bis 2020 fördert der Bund die Umrüstung. Er stockte seine Mittel für das seit 1999 laufende Lärmsanierungsprogramm auf 150 Millionen Euro im Jahr auf. Seit dem Start des Programms vor 16 Jahren investierten Bund und Bahn mehr als 1,1 Milliarden Euro in die Lärmsanierung von knapp 1500 (von 3700) Kilometern Schienenstrecke, mehr als 610 Kilometer Lärmschutzwände wurden errichtet. In 55 300 Wohnungen wurden Isolierfenster eingebaut. Laut Bahn sollen in diesem Jahr weitere 100 Kilometer Strecke und 2000 Wohnungen Lärmschutz erhalten.
Die Allianz pro Schiene forderte am Montag, das Gesetz gegen laute Güterwagen schnell auf den Weg zu bringen. „Lärmgeplagte Bürger und ebenso die Eisenbahnbranche brauchen endlich Gewissheit, dass es an Deutschlands Schienenwegen leiser wird“, erklärte Geschäftsführer Dirk Flege. Fahrverbote seien eine Garantie, dass die Lärmsanierung nicht umgangen werde.
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